Kränkungen sind ein Thema, mit dem sich Schauspieler und Schauspielerinnen oft beschäftigen. Sind wir eine Gesellschaft der Gekränkten?
JULIA KOSCHITZ: Wenn Sie es als Zeitphänomen verstehen, dann glaube ich nicht. Kränkungen entstehen auf unterschiedliche Weise, ob bewusst oder unbewusst. Menschen verletzen und werden verletzt, das gehört zu unserem Leben dazu. Sie verlassen und werden verlassen, sie ignorieren und werden ignoriert, belügen und werden belogen, sie werden klein gehalten und halten klein. Das sind alles Dinge, die eine Kränkung verursachen. Je nachdem, mit welcher Urkränkung man als Erwachsener dasteht, wird man mehr oder weniger belastbar sein. Ich glaube, dass das immer so war. Shakespeares Tragödien sind voll von gekränkten und kränkenden Figuren.