Farbe bekennen und Hand heben: Das gilt am 10. August, wenn die 35 Mitglieder des Stiftungsrats über die ORF-Führung abstimmen. Bis 1998 erfolgte die Wahl anonym, was für Überraschungen sorgte. Dann wurde dieser Modus von der Regierung Schüssel I abgeschafft.
In der Nacht auf heute endete die Bewerbungsfrist für die Stelle als ORF-Chef ab 1. Jänner 2022. Sah es lange nach einem Wahlkampf ohne Kandidaten und Kandidatinnen aus, füllte sich zuletzt das Starterfeld. Gestern kam Vizedirektor Thomas Prantner hinzu, der sich einen schlankeren, effizienteren und moderneren ORF wünscht, wie er der Kleinen Zeitung gegenüber ausführt. Die Zahl der Direktionen will er auf drei reduzieren.

Favorit ist allerdings ein anderer: Roland Weißmann gilt als jener Kandidat, der im Gegensatz zu Lisa Totzauer auf die Rückendeckung durch die türkisen Stiftungsräte setzen kann. Totzauer schlug bei ihrer Bewerbung einige Pfähle ein, etwa mit der Ankündigung, wieder eine Informationsdirektion installieren zu wollen, um Nachrichtenredaktionen von der Intendanz unabhängiger machen zu wollen.

Weißmann gibt sich siegessicher. Siegessicher war allerdings auch sein Mentor Richard Grasl, der 2016 gegen Wrabetz antrat und verlor. Entschieden ist auch diesmal noch nichts. Auch weil die Stiftungsräte Kandidaten nachnominieren dürfen. Dieser Deus-ex-machina-Effekt hat 2006 Monika Lindner den Sieg gekostet und Neuling Wrabetz zum ORF-Chef gemacht. Gestern meldete sich auch noch ORF-Anchorman Armin Wolf zur Wahl: Alle fünf Jahre sei es wirklich frustrierend, für den ORF zu arbeiten, „weil allen klar ist, dass der Job politisch ausgedealt wird.“