Von seinem persönlichsten Werk sprach Bestsellerautor Steven King, als 2006 "Lisey’s Story" erschien. Das Buch, das in Österreich mit dem Titel "Love" auf den Markt kam, entstand nach einem dramatischen Unfall, bei dem der Bestsellerautor bei einem Spaziergang von einem betrunkenen Autofahrer schwer verletzt wurde. Nach langer Rehabilitation kehrte King zurück und fand sein auf den Kopf gestelltes Arbeitszimmer vor, das seine Frau in der Zwischenzeit bereits umzudekorieren begonnen hatte.

Das nun von Apple TV adaptierte Buch erinnert an die Episode in Kings Leben – allerdings mit weniger erfreulichem Ausgang für die Autorfigur: In "Lisey’s Story" wird der Schriftsteller (CliveOwen) erschossen, vor den Augen seiner Frau Lisey (Julianne Moore). Tief ins Trauermoor eingesunken, beginnt sie, die Dämonen zu erkennen, die ihren Mann zum großen Charismatiker werden ließen.

Die Konturen des Schicksals werden in Rück- und Innenschauen unscharf. Die Hinweise, die der verstorbene Schriftsteller schon Jahre vor seinem Tod wie Brotkrümel für seine Frau ausgestreut hatte, gilt es aufzuspüren, um ein zunächst unklares Rätsel zu lösen. Auf acht Folgen zu je fast einer Stunde Länge wird die Handlung wie träger Teig ausgewalzt – womöglich ein Nebeneffekt, wenn der Buchautor auch das Drehbuch schreibt und kein Aspekt der Vorlage verloren gehen soll.
Wie eine Traumwandlerin bewegt sich Julianne Moore durch die Ebenen der Serie. Ein Schwebezustand, jeweils kurz auf den Boden gebracht durch harte Schnitte, etwa beim Angriff eines Stalkers, der es nun auf die Witwe abgesehen hat. Moore ist der Glücksfall dieses Thrillers. Mehr als die bedeutungsschwangere Mystik Kings sind es ihr Schauspielhandwerk und ihre Intention, die "Lisey’s Story" zusammenhalten.