Nach Spekulationen über angeblichen Kokainkonsum am Rande des 65. Eurovision Song Contest (ESC) will sich der Sänger der italienischen Rockband Måneskin freiwillig einem Drogentest unterziehen. Eine Szene, die aus dem Green Room übertragen wurde, wo die Künstler auf das Ergebnis warteten, sorgte für Drogengerüchte. Auf den TV-Bildern glaubten einige zu sehen, wie Damiano, der Lead-Sänger von Måneskin, sich die Zeit bei der Punktevergabe mit Drogenkonsum vertrieb und eine Line Koks schnupfte. Ein Skandal, wie es sich für einen Rocker gehört? Nein, nein, beteuerte Damiano, als er auf der Pressekonferenz auf die Bilder angesprochen wurde: "Ich nehme keine Drogen!"

Die EBU (European Broadcasting Union) als Dachverband der Eurovision nahm Stellung: „Wir sind uns der Spekulationen um den Videoclip der italienischen Gewinner des Eurovision Song Contest im Green Room bewusst. Die Band hat die Vorwürfe des Drogenkonsums entschieden zurückgewiesen und der betreffende Sänger wird sich nach seiner Ankunft zu Hause einem freiwilligen Drogentest unterziehen. Dieser wurde von ihnen noch in der Nacht beantragt, konnte aber von der EBU nicht sofort organisiert werden. Die Band, ihr Management und der Delegationsleiter haben uns mitgeteilt, dass im Green Room keine Drogen vorhanden waren und erklärten, dass an ihrem Tisch ein Glas zerbrochen wurde, das vom Sänger abgeräumt wurde. Die EBU kann bestätigen, dass nach einer Überprüfung vor Ort zerbrochenes Glas gefunden wurde. Wir sehen uns das Filmmaterial noch genau an und werden zu gegebener Zeit weitere Informationen geben.“

Bekannt wurde die römische Glamrockband Måneskin in ihrer Heimat 2017 durch ihre Teilnahme an der Castingshow "X Factor". Mit dem Song "Zitti e buoni" siegte das auffällige Quartett Anfang März beim Festival von Sanremo und bekam damit das Ticket für den Eurovision Song Contest 2021. Im Schnitt 560.000 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten im ORF die Auftritte in der Ahoy-Arena von Rotterdam. Der Marktanteil lag bei 21 Prozent. Bei der jungen Zielgruppe (12- bis 49-Jährige) waren es 30 Prozent. Die Punktevergabe der 39 Teilnehmerländer 2021 ließen sich im Durchschnitt 514.000 Seher nicht entgehen. Das Voting erzielte damit einen Marktanteil von 36 Prozent (43 Prozent bei den 12– bis 49-Jährigen).

Die Beiträge aus Italien und der Schweiz sind nicht die einzigen Titel, bei denen es große Unterschiede zwischen dem Abstimmverhalten von Zuschauern und Jurys gab. Die Ukraine etwa wurde mit ihrer schrillen Performance ("Shum") Zweite bei der Publikumsabstimmung, in der Fachjury-Wertung reichte es nur für Rang neun (hinter Russland). Großbritannien (James Newman mit "Embers") erhielt übrigens von keiner einzigen Jury einen Punkt; Deutschlands Jendrik konnte mit "I Don't Feel Hate" nur drei Punkte einsammeln.

Die Schweiz führte mit "Tout l'univers" (267 Punkte) nach der Wertung der Fachjurys (in Deutschland war etwa der Manager von Helene Fischer einer der Juroren), gefolgt von Frankreichs Barbara Pravi mit "Voilà" (248 Punkte). Måneskin lagen da noch mit 206 Punkten dahinter, ja auch zwei Punkte hinter Destiny aus Malta (208). Erst das Televoting des Publikums drehte das Ergebnis um. Der Schweizer Gjon's Tears erreichte beim Televoting Rang sieben.

Mit deutlichem Vorsprung triumphierte Italien also beim Televoting. Måneskin erhielten mit 318 Punkten 51 Punkte mehr als die Zweitplatzierten aus der Ukraine (267). Die 200-Punkte-Marke knackten außerdem Frankreich und Finnland (ebenfalls Heavy Metal bzw. ein Rocksong wie aus Italien). Zum dänischen Bandnamen der Italiener hört man: Bassistin Victoria De Angelis, halb Dänin und halb Italienerin, fand, dass Måneskin nett klingt, auch wenn es den Italienern vielleicht nicht ganz so einfach im Mund liegen würde. 

Der Jury-Sieger: Gjon's Tears aus der Schweiz
Der Jury-Sieger: Gjon's Tears aus der Schweiz © AP

Im zweiten Semifinale am Donnerstag hatte Vincent Bueno mit "Amen" Rang zwölf unter den 17 Acts erreicht. Noch knapper ist Dänemark mit dem Duo Fyr & Flamme (Platz 11) gescheitert. Im ersten Halbfinale landete Kroatien („Tick-Tock“) auf dem undankbaren elften Platz. Ein Rückblick auf das Wettsingen: