Viele „Tatort“-Regisseurinnen zählt man im 51. Jahr der Krimireihe hierzulande nicht. Zu Namen wie Sabine Derflinger, Barbara Eder und Catalina Molina gesellt sich heute Abend Claudia Jüptner-Jonstorff. Der Fall „Verschwörung“ über eine geschniegelte Buberlpartie und Korruption während der Wiener Hundstage (siehe TV-Tagebuch rechts) ist ihr „Tatort“-Debüt. Die Anfrage kam nach der Abnahme von drei „Soko Kitzbühel“-Folgen. Jüptner-Jonstorff hat sofort zugesagt. „Ich war sehr stolz und habe mich sehr darüber gefreut“, sagt sie. „Ich bin schon als Kind immer mit großen Augen davor gesessen, habe die Signation gehört und Gänsehaut gekriegt“, erzählt die Regisseurin. Der Plot (Buch: Ivo Schneider) ist hochpolitisch. „Das Traurige ist, dass Korruption sich ständig wiederholt – auch wenn Politiker und Politikerinnen ausgewechselt werden.

Die Wienerin ist in eine Filmfamilie hineingeboren worden: „Mein Großvater war Filmarchitekt.“ Fritz Jüptner-Jonstorff entwarf einige der opulentesten Kulissen des Nachkriegskinos u. a. für die Sissi-Trilogie, für Lustspiele mit Peter Alexander, Gunther Philipp, Filme mit Paul Hörbiger oder Romanzen mit Waltraut Haas. Ihr Vater arbeitete als Herstellungsleiter. „Er war daran beteiligt, die ,Soko Donau‘-Reihe aus der Taufe zu heben“, erzählt die Filmemacherin, die ebenso in der Soko-Familie daheim ist und Fälle für Episoden in Kitzbühel und Stuttgart verwirklicht hat. Aktuell bereitet sie Episoden des neuen Ablegers „Soko Linz“ mit den Neo-ErmittlerInnen Katharina Stemberger, Daniel Gawlowski, Anna Hausburg, Damyan Andreev, Miriam Hie und Alexander Pschill vor – der als homosexueller Gerichtsmediziner der Dreh- und Angelpunkt der Ermittlungen sein soll.

Regisseurin Claudia Jüptner-Jonstorff (Mitte) mit ihren beiden Ermittlern Krassnitzer und Neuhauser
Regisseurin Claudia Jüptner-Jonstorff (Mitte) mit ihren beiden Ermittlern Krassnitzer und Neuhauser © ORF


Ihr Handwerk erlernte Jüptner-Jonstorff als Regieassistentin bei Kultserien wie „MA 2412“ oder „Kaisermühlen Blues“, 2000 wechselte sie ins Regiefach. Sie inszenierte die Serie „Dolce Vita“ mit Michael Niavarani sowie u. a. Episoden von „Vier Frauen und ein Todesfall“, „Der Winzerkönig“ oder „Rentnercops“.

„Als ich 2000 als Regisseurin im Fernsehen angefangen habe, war ich weit und breit die einzige Frau in Österreich“, erzählt sie. Nachsatz: „Da hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan.“ Ob sie Lust aufs Kino hat? „Ich strebe nach guten Geschichten. Wo ich sie erzählen darf, ist mir nicht so wichtig.“ Das neue „Gender-Budgeting“ im Österreichischen Filminstitut begrüßt sie: „Es gehört gut durchmischt. Dass Frauen und Männer Geschichten von verschiedenen Perspektiven betrachten, macht es spannend.“