Im Juni startet die Ausschreibung, am 10. August wird abgestimmt, wer künftig im ORF die Position des Generaldirektors einnimmt. Entschieden wird das vom 35-köpfigen Stiftungsrat, in dem die ÖVP eine klare Mehrheit hat. Die Planung findet freilich anderswo statt, im Bundeskanzleramt, wo laut "profil"-Informationen in den vergangenen Wochen Gespräche zwischen den Kurz-Vertrauten Gerald Fleischmann und Axel Melchior und türkisen Stiftungsräten stattfanden.
Drei Monate vor der Wahl wagt sich offiziell noch kein Kandidat und keine Kandidatin aus der Deckung, Alexander Wrabetz hat erst heute (6. Mai) seine Wiederkandidatur gekannt gegeben.

Ein Name, der zuletzt noch öfter als sonst fiel, ist jener des ORF-Chefproducers und ORF-Player-Geschäftsführers Roland Weißmann. Dieser sei der Favorit der Kanzlerpartei, hieß es am Dienstag in einem Bericht der "Tiroler Tageszeitung".

Diese Lancierung von Weißmann als Favorit "kann kein Zufall sein", heißt es dazu von einem ÖVP-Stiftungsrat. Ob man dem 53-Jährigen, der seine journalistischen Erfahrungen im Landesstudio Niederösterreich sammelte und später mit Richard Grasl nach Wien wechselte, mit der Nennung einen Gefallen tut, ist mehr als fraglich. Weißmann sei "ein ernst zu nehmender Kandidat" und "absoluter Profi", heißt es vom Stiftungsrat. Entschieden sei aber noch nichts. Denkbar, dass hier gezielt versucht wird, Weißmann zu diskreditieren, um ihn frühzeitig aus dem Spiel der Kräfte zu boxen: Entsprechend wird in der "Tiroler Tageszeitung" ein Insider zitiert, Weißmann sei der "Thomas Schmid des ORF".

Als Kandidaten infrage kommen auch andere. Für die Channelmanager Lisa Totzauer und Alexander Hofer trifft wie auf Weißmann zu, das Großunternehmen ORF bestens zu kennen. Auch Online-Chef Thomas Prantner wäre eine interne Lösung. Als möglichen Quereinsteiger bringt "profil" Öbag-Aufsichtsrat Günther Helm ins Spiel.

Wo bleibt Wrabetz?

Unverdächtig, einen "steuerbaren" Parteigänger an die Spitze des ORF zu setzen, wäre eine Fortsetzung der Ära Wrabetz. Politisch realistisch ist das eher nicht, auch weil der 61-Jährige sich in seiner letzten Amtszeit um eine Wiederwahl keine Sorgen machen müsste, er könnte frei (vom Druck der Politik) agieren. Ein Blick in die Vergangenheit lehrt, dass die ORF-Wahl bis zum Schluss spannend bleiben kann: Die Verlängerung von Monika Lindner galt 2006 als ausgemacht, am Ende setzte sich Wrabetz durch. Eine Niederlage, die man sich bei der ÖVP gemerkt hat – eine Wiederholung will man unbedingt vermeiden.