Nach der Einigung mit Vivendi will die italienische TV-Gruppe Mediaset im Besitz von Italiens Expremier Silvio Berlusconi ihre Pläne zur Gründung eines gesamteuropäischen Fernsehkonzerns vorantreiben. Dies betonte Mediaset-Geschäftsführer Pier Silvio Berlusconi, Sohn des ehemaligen Regierungschefs.

"Nach fünf Jahren Stillstand wird Mediaset jetzt endlich einen gesamteuropäischen Fernsehkonzern gründen können, den wir schon seit längerer Zeit planen, und neue Ressourcen in Technologie investieren", sagte Pier Silvio Berlusconi in einem Interview mit seinem TV-Kanal "Canale5" am Dienstagabend, nachdem Mediaset am Montag einen fünfjährigen Streit mit Vivendi beigelegt hat.

Beteiligung an ProSieben

"MediaForEurope ist ein ehrgeiziges und innovatives Projekt, das Jobs schaffen kann. Wenn wir, wie wir annehmen, mit diesem Projekt Erfolg haben, werden wir ein Stück Europa aufgebaut haben", sagte der Unternehmer. "Bisher hat noch niemand ein europäisches TV-Projekt lanciert. Wir starten mit einem neuen internationalen Abenteuer im Medienbereich. Dies wird große Wachstumschancen in Italien, Spanien und anderen Ländern ermöglichen", so Pier Silvio Berlusconi.

Nach der Einigung mit Vivendi könnte Mediaset seine deutsche Beteiligung ProSiebenSat.1 künftig enger an sich binden. Fachleute gehen davon aus, dass Mediaset das bayerische Fernsehunternehmen in seine europäischen Wachstumspläne miteinbeziehen will. Experten zufolge könnte das von der Familie Berlusconi kontrollierte Unternehmen zunächst seinen ProSieben-Anteil auf 30 Prozent erhöhen und dann eine Übernahme versuchen. Am österreichischen Fernsehmarkt ist ProSieben mit ProSiebenSat.1Puls 4 vertreten. Neben Puls 4 gehören dazu auch ATV und Puls 24.

Amsterdam wird Firmensitz

Mediaset hält direkt und indirekt rund 23,5 Prozent an ProSieben und buhlt seit längerem um eine engere Zusammenarbeit mit dem deutschen Konzern. Die Italiener wollen ihren Firmensitz in die Niederlande verlegen, europaweit wachsen und ProSieben dabei haben. Für neuen Schwung dürfte nun sorgen, dass Mediaset sich mit seinem eigenen Großaktionär Vivendi geeinigt und einen jahrelangen Rechtsstreit beigelegt hat. Dieser hatte auch die Europa-Pläne der Italiener blockiert.

Der Deal sieht nun vor, dass Vivendi über fünf Jahre hinweg zwei Drittel seines Anteils von knapp 29 Prozent an Mediaset über die Börse verkauft. Die Holding Fininvest der Familie Berlusconi übernimmt weitere fünf Prozent von Vivendis Mediaset-Anteilen. Die vom französischen Milliardär Vincent Bollore kontrollierte Vivendi-Gruppe kann dann entscheiden, ob sie die restlichen 4,6 Prozent behält oder verkauft. Die Unternehmen lagen seit einem geplatzten Pay-TV-Deal 2016 im Clinch.