Gerne würde er sich einmal in Ruhe eines der zahlreichen römischen Denkmäler ansehen, ohne Autogramme schreiben zu müssen oder auf Selfies zu posieren. Gegönnt wird ihm das zu Lebzeiten wohl nicht mehr sein. Er sei eben selbst zu einem "Denkmal" geworden, sagt AS-Roma-Legende Francesco Totti im nach ihm benannten Biopic, das kürzlich auf Sky zur Erstausstrahlung gelangte und auf dem Sender nun abrufbar ist. An Stoff für eine gesalzene Huldigung fehlt es nicht, an Pathos ebenso wenig.

Die filmische Umsetzung von Regisseur Alex Infascelli fußt auf dem Buch "Francesco Totti: Der ewige Kapitän", das Totti selbst in Kooperation mit Paolo Condo verfasst hat, und fokussiert radikal auf den Ausnahmespieler, mit der heutzutage ganz und gar unorthodoxen Karriere. So hat Totti doch sein ganzes Fußballerleben bei der AS Roma zugebracht. Das ist im modernen Fußball, mit seinen heillos überhitzten finanziellen Abläufen und dem damit einhergehenden Ende von vermeintlich jedem Lokalkolorit eine wahre Seltenheit. Auf diesen Wahnwitz geht der Film jedoch nicht wirklich ein, gilt es doch einfach, die Geschichte des "König von Rom" zu erzählen.

Und das nimmt der nicht unbedingt Hochwohlgeborene höchst selbst in die Hand, indem er die teils aus der privaten Schublade stammenden Bewegt- und Standbilder auch ausschließlich selbst kommentiert - und mitunter auch kurzerhand zurückspult, wenn ihm etwas quasi ad hoc auffällt. So entrollt er die Anfänge des aus eher bescheidenen Verhältnissen stammenden Römers in Jugendteams, wo er natürlich bald auffällt. Sozusagen direkt von der Fantribüne im Olympiastadion zu Rom wechselte das geradlinige Talent auf den dortigen Rasen.

Das kommentiert er in der Rückschau ebenso stolz wie auch selbstverständlich. Vieles sei eben "Schicksal", so Totti, der das seine mit Sicherheit nicht ungern angenommen hat. So bleibt im Laufe der ebenso geradlinigen Nacherzählung auch kaum Platz für Misstöne oder gar Systemkritik. Das würde auch nicht ins Format passen, denn Totti lebt den italienischen Traum in Reinkultur: Vom kometenhaften Aufstieg im geliebten "Calcio" beim Herzensverein bis zur Heirat mit dem schönen Showgirl.

Dass das fast zu abziehbildhaft ist, muss auch Totti selbst eingestehen, aber - und das ist auch irgendwie sinnbildlich - die Ehe hält im Gegensatz zur gelebten Praxis solcher Arrangements bis heute. So ist es insgesamt die Kontinuität, die das trotzdem sehr bewegte Leben des Francesco Totti bestimmt. Denn bei ihm nimmt die um viele langjährige Freunde erweiterte Familie einen hohen Stellenwert ein. Trotz aller Aufs und Abs und verlockender Angebote blieb er auch seiner "Roma" immer treu und irgendwie auch recht geerdet. All das erzählt der Film leider relativ unreflektiert und mit stellenweise zu viel Pathos.

Alte Fans werden dem Streifen inklusive beeindruckender Parade an Toren der Kultfigur trotzdem das Prädikat "sehenswert" verleihen. Ob sich damit viele neue rekrutieren lassen, bleibt dahingestellt. Vieles gelang Totti offenbar mit beneidenswerter Leichtigkeit, so zumindest die Erzählung: Alles Notwendige habe er quasi bereits auf dem Schulhof gelernt, sagt er einmal. Nach rund 100 Minuten ist man fast geneigt, ihm das auch abzunehmen.

"Mein Name ist Francesco Totti" ist in Österreich auf Sky X und über Sky Q auf Abruf verfügbar.