Manchmal genügt ein Steinwurf für tagelangen Wogenschlag: Ein nur online auf „kurier.at“ veröffentlichter Verriss der TV-Show „A Volks-Rock ’n’ Roll Christmas“ mit Andreas Gabalier und Band unter dem Titel "Gabalier: Weihnachten auf der HNO-Ambulanz" löste am Wochenende auf Social Media hohe Wellen aus und wirft einmal mehr die Frage auf: Warum kann über den erfolgreichen Steirer, der mit seinem Weihnachtsalbum auf Platz eins in den österreichischen Charts und auf Platz drei in Deutschland eingestiegen ist, nicht mehr sachlich diskutiert werden? Für den am Wörthersee aufgezeichneten Fernsehabend wurden rund ein Dutzend internationaler Weihnachtsklassiker wie "White Christmas" oder "Rocking Around The Christmas Tree" und Heimisches wie „Es wird scho glei dumpa“ als Konzert aufbereitet.

Gabalier selbst will zur Diskussion nichts posten, „sonst heißt es wieder, ich vertrage keine Kritik. Wobei dieser Hass, der mir, meinen Musikern und Chorsängerinnen in einer renommierten Zeitung da entgegen schlug, mit Kritik und Journalismus nichts mehr zu tun hat“, wie er im Telefongespräch mit der Kleinen Zeitung erklärt. Und festhält: „Ich lasse mich nicht zum Reibebaum machen, nur weil ich Erfolg habe. Der Mensch ist nicht böse. Das Land und auch das Internet sind meinetwegen nicht gespalten. Man kann immer aus Tausenden positiven Reaktionen zehn negative herausklauben – aber zu welchem Zweck?“

Fakt ist: 462.000 Zuschauer im Schnitt lockte das Weihnachtskonzert bei konstantem Interesse ab 21.25 Uhr an, der Seherverlauf zeigt, dass nicht weggezappt wurde. Der Spitzenwert kurz vor 22 Uhr betrug 519.000 Seher. Dazu kamen allein am Wochenende noch rund 200.000 Aufrufe in der TVthek.

Zum Vergleich: DJ Ötzi lockte im September 2019 mit einer Mischung aus Konzert und Porträt 339.000 Zuschauer an, der Mitschnitt eines Konzerts von Helene Fischer im Frühjahr 2018 kam auf 365.000 Seher im Schnitt. Gabaliers (nur für interne ORF-Zwecke verwendete) Teletest-Bewertung durch jene, die eingeschaltet haben: 4,4 (die Höchstnote ist 5).

Andreas Gabalier nahm Songs wie "Blue Christmas", "Winter Wonderland" und "Driving Home For Christmas" für die CD u. a. in Nashville auf
Andreas Gabalier nahm Songs wie "Blue Christmas", "Winter Wonderland" und "Driving Home For Christmas" für die CD u. a. in Nashville auf © UNIVERSAL

Gerhard Koch, Direktor des ORF Steiermark, dessen Landesstudio die Produktion in kurzer Zeit gestemmt hat, erläutert auf Anfrage: „Bei uns sind die Wogen hoch gegangen, weil sich das gesamte Team mit viel Engagement und Kreativität an dieser Sendung beteiligt hat.“ Eine Weihnachtsshow sei für ihn „der schlechteste Anlass“, sich an Gabalier als Feindobjekt abzureagieren.

Natürlich hat der Sänger selbst in der Vergangenheit oft durch markige Aussagen (etwa bei der Bundeshymne) polarisiert. Er selbst ortet den Ursprung bei „meinem Auftritt bei Stermann & Grissemann, seither bin ich zum Großteil für die linke Presseecke ein gefundenes Hormonfutter“.
„A Volks-Rock ’n’ Roll Christmas“ ist noch bis Samstag in der TVthek des ORF abrufbar.