Abschiedsrede wird er heute im ORF-Stiftungsrat keine halten. Auf diese Frage muss Hans Peter Haselsteiner im Gespräch mit der Kleinen Zeitung fast lachen. Und bekräftigt, was er in einer gemeinsamen Aussendung mit den Neos am 20. November mitteilte: „Der Eindruck hat sich in den letzten Monaten leider zunehmend verstärkt, dass die Bedeutung des Stiftungsrates als strategisches Leit- und Kontrollgremium gegen Null geht.“ Alles seien „politischen Entscheidungen, wenn es nicht um Tagesthemen und Sacharbeit geht“, so der 76-Jährige. Gedanken, seinen Sitz im Stiftungsrat zurücklegen, machte er sich schon länger, „als klar war, dass es vorerst keine Novelle des ORF-Gesetzes geben wird“, wurden sie Realität. Es werde verabsäumt, "Zukunftsperspektiven in einer völlig neu gedachten Struktur zu eröffnen". Ändern wird sich durch seinen Abgang überhaupt nichts, das weiß er. Gibt aber freilich die Hoffnung nicht auf, dass es irgendwann einmal "ein paar Vernünftige gibt, die dieses wechselnde Machtspiel beenden" wollen und können.

Ein Tüpfelchen auf dem i war auch ein Vorstoß im Frühjahr dieses Jahres, der keiner wurde: Haselsteiner wollte FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger als Vorsitzenden des Aufsichstgremium ablösen lassen. Der Industrielle hatte dazu eine Änderung der Geschäftsordnung des obersten ORF-Organs beantragt, die keine Abwahl des Stiftungsratschefs vorsieht. Mit seinem Vorstoß blieb Haselsteiner, der seit 2014 seinen Sitz innehat, im 35-köpfigen Stiftungsrat mit seinen Freundeskreisen jedoch völlig allein.

Glaubt er an eine erneute Wiederwahl von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz im August 2021? „Das ist doch eine alleinige Entscheidung des Bundeskanzlers – und ich weiß ja nicht, was in dessen Hirn vorgeht“, antwortet Haselsteiner. Was sieht er sich eigentlich selbst im ORF an? "Fast nur die Nachrichten", gesteht der gebürtige Tiroler, "sowie  ab und zu einen Spielfilm, zuletzt war es ,Vienna Blood'".

Über seine Nachfolgerin als Vertreterin der pinken Parlamentspartei soll nächste Woche entschieden werden, es ist definitiv eine Frau. Bei Haselsteiners heutiger letzter Sitzung nach sieben Jahren (per Videokonfernz) müssen u. a. das Jahressendeschema Fernsehen & Hörfunk 2021, das Online-Angebotsschema 2021 sowie der Finanz- und Stellenplan 2021 samt Finanzvorschau 2021–2025 abgenickt werden.