Herr Henning, Sie sagen, dass Sie aus zwei Gründen ein Faible für den „Tatort“ haben. Erstens, weil man da sperrige, ungewöhnliche Fälle und Geschichten transportieren kann, und zweitens, wörtlich zitiert: „Ich bin ein veritabler Junkie, was das österreichische Duo angeht. Ich bin Krassnitzer-&-Neuhauser-süchtig.“
RUPERT HENNING: Ja, es ist für mich ein Vergnügen, einen „Tatort“ in Angriff zu nehmen. Denn die beiden Hauptdarsteller sind für mich eine Inspirationsquelle im besten Sinn. Mittlerweile haben wir drei schon so oft zusammengearbeitet, dass sich eine starke Vertrautheit entwickelt hat.

Weltweit werden fürs Fernsehen haufenweise Krimis produziert. Was ist am „Tatort“ so besonders?
Für mich persönlich muss ein Thema da sein, das mich reizt, das ich relevant finde. Und neben dem Inhalt spielt auch die Form eine Rolle. Ich bin grundsätzlich nicht der Typ, der einfach beschließt: „Ich muss wieder einmal einen Krimi schreiben!“

Ob Schulmedizin oder Alternativmedizin, in Ihrem „Tatort“ wird ziemlich deutlich ausgesprochen: Auf beiden Sektoren geht es vor allem um eines.
Ja. Um Profit. Um Geld. Um sehr, sehr viel Geld.

Von wem wurden Sie bei den Drehbüchern beraten, um niemandem unrecht zu tun?
Da habe ich Glück. Ich komme aus einer Ärztefamilie. Vater und Bruder sind Urologen. Beide Schulmediziner. Vieles von ihren Erzählungen ist in mein Drehbuch eingeflossen. Speziell meinen Bruder habe ich schon häufig für medizinische Fragen konsultiert. Ein wesentlicher Unterschied der beiden Richtungen ist: Die Schulmedizin ist stark dem Gesetz verpflichtet, vom Heilpraktiker aber werden auch Medikamente empfohlen, die nicht verschreibungspflichtig sind. Prinzipiell: Wenn jemand sagt: „Nimm diese Pille, aber du musst dran glauben, dass sie wirkt!“, also, solche Tipps finde ich schon sehr komisch.

Rupert Henning
Rupert Henning © ORF

Der Dreh fiel mit dem Ausbruch von Covid-19 zusammen. Hat sich das auf Ihre Arbeit, Sie waren ja auch Regisseur, ausgewirkt?
Ja, weil sich die ganze Welt auf einmal mit Gesundheit beschäftigte. Das war nicht vorhersehbar. Auch innerhalb des Teams gab es natürlich viele Diskussionen.

Wie sieht es mit Ihren aktuellen Aktivitäten aus?
Als Produzent mache ich momentan mit Felix Mitterers „Märzengrund“ weiter. Einen Teil haben wir bereits im Sommer gedreht, jetzt sind die Winterszenen an der Reihe. Es geht nach einer wahren Geschichte um einen Zillertaler Bauernsohn, der oberhalb der Baumgrenze eine Hütte baut, in der er dann 40 Jahre als Einsiedler lebt. Fernab der Zivilisation, völlig im Einklang mit der Natur. Jakob Mader spielt ihn in jungen, Johannes Krisch in älteren Jahren.