­Zu seinen besten Zeiten hatte er 120 Millionen TV-Zuseher, doch in Europa ist er nahezu unbekannt: Walter Mercado. Gut möglich, dass man irgendwann über ein Meme gestolpert ist und sich gedacht hat: Irgendwo auf der Welt ist wohl immer Fasching. Sein Hang zu opulenter Kleidung, femininer Erscheinung und Astrologie war gelinde gesagt einzigartig. Doch irgendwann verschwand die Astrologie-Legende – die ihre Sendung immer mit "Mucho Mucho Amor", also mit dem Wunsch nach sehr viel Liebe, beendete. Die Mutmaßungen erreichten Elvis-Niveau: er lebt jetzt im Wald oder ist er doch ein Alien? Die beiden Regisseurinnen Cristina Costantini und Kareem Tabsch wollten es genauer wissen und ganz ehrlich, allzu lange musste sie nicht suchen: Sie fanden Walter Mercado zurückgezogen in einem Haus in seinem Heimatland Puerto Rico.

Die Doku rollt sein Leben auf, erzählt die Hintergründe seines Verschwindens und beleuchtet sein Umfeld: Das vor allem aus seinen Nichten und seinem Assistenten besteht. Dazwischen schwärmt er, in seine schrägen Gewänder gehüllt, von damaligen Zeiten. Besonders spannend ist jedoch, obwohl er sich selbst nie offiziell geoutet hat, sein Beitrag zur LGBT-Bewegung. Im konservativen Puerto Rico war die Astrologie-Ikone Zeit ihres Lebens auch für jene wichtig, die sich nicht den gesellschaftlichen Dogmen unterwerfen wollten.

Walter Mercado: schrill, schräg und mit einem sehr spannenden Zugang zum Leben – "Ich bin Wahrsager, aber meine eigene Zukunft möchte ich nicht kennen, ich lebe jede Sekunde meines Lebens." Und nicht vergessen: "Mucho Mucho Amor"!


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