Wenn man in sozialen Netzwerken oder Userforen unterwegs ist, hat man den Vorwurf bestimmt schon gelesen: Medien würden bei Straftaten die Herkunft mutmaßlicher Täter verschweigen, wenn es sich um Ausländer handelt. Die gutmenschelnde „Lückenpresse“ gehe stillschweigend über „importierte Kriminalität“ hinweg, lautet der Vorwurf.

Eine Hamburger Studie hat nun eruiert, was an der „gefühlten Wahrheit“ solcher „besorgten Bürger“ dran ist. Sie ahnen es bereits: nichts. In Deutschland wurde 2019 fast doppelt so oft über die Herkunft eines Tatverdächtigen berichtet wie noch 2017. Im Vergleich zu 2014 ist der Berichtseifer von Medien diesbezüglich explodiert, vor allem, wenn es um Ausländer geht. Umgerechnet auf die Kriminalstatistik, so die Studie, wird die Herkunft von Ausländern im Fernsehen 19 Mal so häufig, in Zeitungen 32 Mal so häufig erwähnt, wie es ihrem statistischen Anteil an der Kriminalität entspricht. So viel zu Zerrbildern in Medien, die in Österreich wohl ganz genau so bestehen wie in Deutschland.

Zu einiger Berühmtheit wurde ja eine Anfrage der AfD im Saarland 2019. Die Statistik dort ergab, dass 70 Prozent der Messerattacken von Deutschen ausgeübt werden. Die AfD wollte deren Vornamen wissen, weil man vermutete (vielleicht erhoffte), diese Deutschen hätten Migrationshintergrund. Die häufigsten Vornamen waren Michael, Daniel und Andreas.