ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner nannte die „Liebesg’schichten“ bei der Präsentation ein „unfassbar uniques Format“. Was ist denn aus Ihrer Sicht so einzigartig daran?
NINA HOROWITZ: Wenn die Sendung gespielt wird, weiß man gleich, was läuft. Das Format gibt’s ja schon seit 1997. Das ist eine Ewigkeit im Fernsehen. Man muss also fast niemandem in Österreich erklären, was die „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ sind. Das hat schon Seltenheitswert.


Was wollten Sie von Elizabeth T. Spiras Konzept bewahren und was auf keinen Fall?
Wir haben am Anfang natürlich überlegt, sind aber zum Entschluss gekommen, dass das Konzept sehr gut war. Nicht mehr in die Wohnungen der Menschen zu gehen, um sie zu porträtieren, hätte ich für einen Fehler gehalten. Ebenso, wie auf die Musik zu verzichten, das liebe ich sehr. Es ist – bis auf die Sendungsverantwortliche – ein neues Team. Wir haben bewusst kleine Veränderungen gesetzt: neue Grafik, ein neues Anfangs- und Schlusslied.


Wie lange ist der Nimbus von Spira über der Sendung gekreist?
Natürlich denke ich immer wieder an Toni Spira. Sie war sicher auch ein Vorbild für mich, sie hat sehr humorvolle Interviews gemacht, ich versuche auch, Humor zu haben. Aber irgendwann macht man seinen Job. Es wird zur Routine.


Haben Sie jemals mit ihr über die „Liebesg’schichten“ geredet?
Nein, wir haben uns nur zwei Mal gesehen, nie darüber gesprochen und leider auch nie zusammengearbeitet. Ich habe sie – wie eh alle – als sehr charismatische und humorvolle Frau erlebt.


Wie wichtig ist Ihnen denn die Kandidatenauswahl?
Das ist extrem wichtig, welche Menschen in einer Sendung vorkommen. Ob sie spannende Geschichten zu erzählen haben, ob sie lustig sind, ob sie Emotionen auslösen. Das Schlimmste ist Fadesse. Das versucht man zu vermeiden. Deswegen ist der Manfredo (Anm., einer der Kandidaten), wenn er aus dem Fenster singt, was total spontan war, ein Glücksmoment.


Was haben Sie denn bislang bei den Dreharbeiten über die Liebe gelernt?
Ich habe schon vorher gewusst, dass die Liebe kein leichtes Terrain ist. Aber man lernt bei jedem Interview. Es geht ja nicht nur um die Liebe, es geht um Einsamkeit, um Fantasien und um Schlappen. Ich glaube, dass ich ein Mensch bin, vor dem man Schwächen zugeben kann.

Inwieweit spielen alternative Beziehungsformen, spezielle sexuelle Vorlieben etc. eine Rolle in dieser Staffel? Dürfen Zuschauer und Zuschauerinnen etwas Neues, Überraschendes erwarten? Oder bleibt es beim klassischen Modell: ein Topf sucht einen Deckel?

Ich bin sicher nicht dafür da, Lebensmodelle zu bewerten. Man muss nicht gleich zum Traualtar laufen wollen, wenn man bei den „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ mitmachen will. Aber erstaunlich viele suchen – jedenfalls dieses Jahr – die große Liebe. Ein Herr aus Wien könnte sich schon vorstellen, eine offene Beziehung zu führen. Aber er geht mit dem Thema auch durchaus selbstironisch um: „Jetzt hab ich nicht einmal eine Frau und red` schon von mehreren Partnerinnen, die ich in Zukunft vielleicht haben könnte.“ Es geht eben auch sehr viel um den Humor in der Sendung. Das ist das Prachtvolle daran.


Gibt es Grenzen, die Sie ziehen?
Man hat sein eigenes Gespür. Wenn ich empfinde, wenn wir miteinander reden, dass das zu weit geht, dann nimmt man Dinge auch nicht. Bei „Am Schauplatz“, wo ich zehn Jahre war, haben wir immer geschaut, dass wir Menschen nicht bloßstellen. Auch nicht im Off-Text. Es war ein Credo, dass man nicht wertet. Das versuche ich auch, bei „Liebesg’schichten und Heiratssachen“ weiterzuführen.

Nach Ihrer Tour durch die Bundesländer - wie ist es um die „Single-Landschaft“ des Landes bestellt?

Ich glaube nicht, dass die Burgenländer und Burgenländerinnen dringender die Liebe suchen als die Vorarlberger und die Vorarlbergerinnen. Heuer war aber sicher ein ungewöhnliches Jahr, was das Verlieben betrifft. Covid-19 hat ja auch nicht die Liebe verschont. Wenn man im Wirtshaus Abstand halten muss, flirtet es sich schlecht. Aber das ist Bundesländer-unspezifisch. Wir hoffen natürlich sehr, dass die Singles dieser Staffel im Sommer Schmetterlinge im Bauch haben werden, wenn der oder die Richtige sich meldet.

Was jedes Jahr wieder auffällt, sind die ganz klaren Bilder, die Menschen von ihrem zukünftigen Partner oder ihrer Partnerin haben: zB Körpergröße, Kleidergröße, Musikgeschmack. Verwundert sie das?
Es ist manchmal wirklich interessant, wie genau Singles da ein Bild von der neuen Liebe im Kopf haben. Das ist mir auch aufgefallen. Aber es gibt auch das Gegenteil: Menschen, die auf keinen Fall zu sehr eingrenzen wollen, weil sie Angst haben, dass ihnen sonst die Richtigen gar nicht schreiben. Die bleiben dann lieber ein bisserl ungenau.

Nina Horowitz und Katharina Zechner bei der Präsentation der ersten Staffel
Nina Horowitz und Katharina Zechner bei der Präsentation der ersten Staffel © ORF

Haben Sie abseits der Kamera schon einmal jemanden verkuppelt? Wenn ja: erfolgreich?
Mit 19 hab ich einer Freundin gesagt, dass bei einem Fest ein attraktiver Bursch mit dunklen Haaren und sehr blauen Augen sie sehr intensiv anschaut. Sie haben heute zwei Kinder. Aber ich glaub, sie wäre da auch selbst draufgekommen. Privat hab ich mir also wirklich noch keinen Kuppelpelz verdient (lacht).


Und zum Abschluss: Wie verändert dieses Projekt Ihren Job?
Neben den „Liebesg’schichten“ moderiere ich „Panorama“, eine Sendung, in der wir Sonntag zu Mittag die Schätze aus dem ORF-Archiv heben. Mit diesen zwei Sendungen bin ich ausgelastet. Dann bleibt vielleicht doch noch Zeit, privat ein bisschen öfter Menschen zu verkuppeln, wenn sich’s endlich ergibt (lacht).