Das von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz angekündigte Sparpaket (insgesamt 75 Millionen Euro) wird heute das Plenum des obersten Aufsichtsorgans beschäftigen, aber auch vom Publikum gespürt werden. Denn 30 Millionen Euro weniger soll es beim Fernsehproduktionsbudget 2021 geben. Was sich in weniger fiktionalen Filmen und Serien aus Österreich, weniger Unterhaltungsformaten und eigenen Dokumentationen niederschlagen wird. Was eine Gefahr für die Entwicklung neuer Erfolge ist: "Wenn ich zurückdenke: Die Krimireihe ,Schnell ermittelt', die ursprünglich ,Besser blond' hieß, hatte einen Vorlauf von fünf, sechs Jahren. Als Produzent bzw. als Film- und Fernsehschaffender braucht es einen langen Atem", sagte etwa Oliver Auspitz (seine MR-Film produziert u. a. auch "Vorstadtweiber") 2019 in einem Interview. Beide erwähnten Quotenhits sind übrigens nicht betroffen: Die letzte Staffel von "Schnell ermittelt" wird noch diesen Sommer finalisiert, die fünfte Saison der "Vorstadtweiber" ist schon abgedreht. Für neue Stoffe fehlt jedoch das Geld. Und bedeutet: weniger österreichische Identität im Programm.

Aus Stiftungsratskreisen wird die Warnung vor einem Kahlschlag bei der Kreativwirtschaft laut. Heinz Lederer (SPÖ) plädiert dafür, dass der ORF die Krise (weniger Werbung und Gebühren) „nicht alleine zu schultern hat“. Die Regierung müsse eine Lösung für die rot-weiß-rote Senderflotte finden. Im gestrigen Programmausschuss lieferte sich Lederer ein Wortgefecht mit Wrabetz, nach dem der Generaldirektor einer Analyse der Coronazeit zustimmte. Schwachpunkt und Stärken des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in dieser Zeit und Lehren für die Zukunft sollen, begleitet von unabhängigen Medienfachleuten und Wissenschaftlern, bis zum Herbst vorliegen.