So eine Kugel kann sich schon mal irgendwo im Unterleib verirren, da braucht es zumindest einen, der ordentlich zupackt und wühlt, während der andere, der eher zum ersten Mal einen Bauchraum aufspannt, tausend Tode stirbt – dabei ist er nicht einmal der Patient. Wenn man zu zweit in den Untiefen der Londoner U-Bahn ein Spital betreibt, muss man mit Unwägbarkeiten rechnen. Das liegt auch daran, dass man allererste Anlaufstelle für jene ist, die mehrfach problembehaftet sind, aber gut zahlen: Kriminelle aller Art, aber auch jene, die durch alle Auffangnetzen fallen. In Summe ergibt das eine nicht ganz konfliktfreie Arzt-Patienten-Dynamik.

Es ist ein schräges Gespann, das sich in der Serie "Temple" (Sky) zusammengeschlossen hat: Der Chirurg Daniel Milton (Mark Strong) und der Tunnelarabeiter Lee (Daniel Mays), die hier gemeinsame Sache machen. Zumindest für Ersteren ist Geld kein Motiv, er will seine Frau retten, die in einem Tunnel nebenan im Koma liegt – während der Rest der Familie glaubt, sie sei längst tot. All das wird in "Temple" in Rückblenden Schritt für Schritt aufgearbeitet. Und es ist ein spannendes Changieren zwischen persönlichem Drama, britischem Humor und perfekt besetzen Charakteren, darunter Mark Strong als Chirurg Milton. An seiner Seite die Wissenschaftlerin Anna (Carice van Houten, "Game of Thrones"), die vor gar nicht langer Zeit mehr als nur eine Arbeitskollegin seiner Frau war. Wird sie es schaffen, die das Medikament für seine Frau zu finden?

Und es kommt, wie es kommen muss: Irgendwann gibt es einen Point of no Return. Das Blöde daran, man erkennt ihn immer erst hinterher. Die einzig gute Nachricht: Wie tief kann man noch fallen, wenn man schon im Untergrund operiert?