Gut möglich, dass einige erst nach der Quarantäne bemerken, dass ihnen ein Vokuhila gewachsen ist. Trösten Sie sich: Im Netz sind sie spätestens seit der Serie "Tiger King" schwer im Trend. Das wichtigste Accessoire wird Ihnen aber wohl verwehrt bleiben: ein Großkätzchen. Anders in den USA – dort gibt es mehr Großkatzen in Gefangenschaft als in freier Wildbahn. Kurz gesagt: Jeder fünfte Volldepp hat einen Tiger, einen Löwen oder beides daheim, andere kommen auf Hunderte Tiere. Tendenz steigend, weil sich mit der Zucht von Jungtieren ein guter Schnitt (finanziell, nicht haartechnisch) machen lässt.

Fünf Jahre zuvor wollte Dokumentarfilmer Eric Goode eine Doku über Menschen mit Großkatzen machen. Das klingt jetzt nicht oscarverdächtig, aber am Ende ist doch eine sehr schräge, mehrteilige True-Crime-Serie daraus geworden. Denn was Goode nicht wissen konnte: Seine Protagonisten sind nicht nur völlig durchgeknallt, sondern auch tickende Zeitbomben. Da wäre der Besitzer eines Großkatzen-Privatzoos, der für mehrere Hundert Dollar Tigerbabystreicheln anbietet, zwei Ehemänner und einen Hang zu Waffen hat: Joe Exotic. Seine Gegenspielerin Carole Baskin befreit Großkatzen aus ihrer Gefangenschaft und steckt sie selbst in kleine Käfige, verdient aber recht passabel daran. Und irgendwo dazwischen gibt es noch Doc Antle, auch er hat einen Großkatzenzoo und eine Art Praktikantinnenharem mit Pflicht zur Brustvergrößerung.

Das wäre jetzt die ohnehin skurrile Familienaufstellung. Doch das Beste kommt erst noch: Joe Exotic sitzt derzeit in Haft, weil er, um es in Jägersprache zu sagen, seine Konkurrentin zum Abschuss freigegeben hat. Blöd nur, dass das FBI davon Wind bekommen hat. Und Carole Baskin? Hat sie ihren ersten Mann, der spurlos verschwunden ist, gar an ihre Tiger verfüttert? Puh, alles irre hier, alles Irre hier! Hoffen wir doch, dass die Popularität der Serie in den USA eines schafft: Dass die Haltung von Wildtieren in allen Bundesstaaten endgültig verboten wird.

Fazit: Wie ein Mixtape mit Freaks und Großkatzen. Echt schräg und es gilt die handelsübliche Dragee-Keksi-Parole: Wenn ich nur aufhören könnte!