Innovativer als der ORF war vor 40 Jahren in Europa bloß die BBC, die ihren Ceefax genannten Dienst bereits seit 1974 anbot. In Österreich war es der spätere ORF-Generalintendant GerhardWeis, der das Potenzial des neuen Nachrichtenmediums erkannte und damit am 21. Jänner 1980 eine Ära einläutete. Der ORF-Teletext war geboren und das, von der BBC gekauft, zu einem Schnäppchenpreis, wie Weis Jahre später einmal erzählte: „Wir haben quasi um kein Geld diese alte Anlage gekauft.“

Vier Jahrzehnte nach der Teletext-Einführung hat sich die Medienwelt grundlegend geändert. Aber der Service blieb, von sanften Adaptionen abgesehen, weitgehend unberührt. Der Anachronismus ist zugleich Stärke und Schwäche des Mediums: Das Internetzeitalter brachte zahlreiche Möglichkeiten alternativer Informationsbeschaffung. Andererseits schätzen Nutzer die leichte Bedienbarkeit, seine Verlässlichkeit und die Kuratierung der Information. ORF-Redakteurin Ursula Theiretzbacher, Leiterin des Newsdesks im Aktuellen Dienst Radio und damit auch für den Teletext zuständig, sieht einen Gegenentwurf zur Reizüberflutung: „Wir liefern kurz, prägnant und übersichtlich einen schnellen, einfach zu konsumierenden Überblick.“

Der Verlust der Reichweite

Die festlichen Zeiten sind freilich vorüber. 1,9 Millionen wöchentliche Leser hatte der Teletext noch vor fünf Jahren. Die Hälfte der Nutzer von damals holt sich die Informationen heute von anderer Stelle. Die Zahl der täglichen Nutzer war im Jahr 2000 dreimal höher als heute.

Was blieb: Kein anderes Medium, auch nicht die 280-Zeichen-Welt von Twitter, ist so zahlengetrieben wie das Teletext-Universum. Auf maximal 800 Hauptseiten, mit jeweils maximal 99 Unterseiten zu 23 Zeilen und 40 Anschlägen, wird die Welt erklärt. Sechs Farben sowie schwarz und weiß stehen heute zur Verfügung. Möglich wurde der Teletext einst durch ein Detail der Fernsehtechnik: die sogenannte Austastlücke. Der Begriff bezeichnet die Zeit, in welcher der Elektronenstrahl die Bildröhre dunkel schaltet.

Schlechte Vorzeichen

Wie geht es mit dem Teletext weiter? Der Blick nach Großbritannien war schon vor 40 Jahren hilfreich, wenn auch unter anderen Vorzeichen: Die BBC hat Ceefax bereits vor acht Jahren eingestellt. Heuer soll dort der digitale Nachfolger, der Red Button-Service, folgen.