Im Dezember kommt nicht nur das Christkind, sondern auch die Darts-WM aus dem Londoner Alexandra Palace. Die Übertragungen haben binnen kürzester Zeit Kultstatus erlangt und gehören zu den medialen Ritualen des Jahresendes wie die Vierschanzentournee und „Dinner for One“.

Die Gründe, das Geschehen im „Ally Pally“ zu mögen, sind vielfältig: Die meisten der Akteure sehen nicht aus wie Sportler, sondern als hätten sie ihr halbes Leben im Pub zugebracht (was manchmal wohl gar nicht so weit von der Realität entfernt ist). Da sind Leute darunter, die Tätowierungen hatten, bevor diese schick waren, Goldkettchenträger und vierschrötige Mannsbilder mit Bauch und roten Wangen. Einer schaut so aus, als wäre er zufällig von einer Mittelaltermesse in die Veranstaltung gestolpert und einer, ich schwöre, schaut aus wie ein gewalttätiges Baby.

Wirklich bizarr aber ist das Publikum, das sich verkleidet und betrinkt und dessen Gesamterscheinung so recht anschaulich britische Wahlresultate erklärt. Während es hinten tobt und röhrt, stehen auf der Bühne Präzisionsmaschinen, deren Darbietungen an der Dartscheibe häufig von einem „Wonnhandretendeitiiiiiii“-Schrei des Schiris (genauer: des Callers) unterbrochen werden. Kurz, es ist ein Spektakel für Auge und Herz. Fernsehen wie Weihnachten.