Für reichlich Unruhe bei den parteipolitischen „Freundeskreisen“ im obersten Aufsichtsgremium des ORF hat vor einem Jahr eine eigene Konferenz der Landesstiftungsräte und Landesdirektoren gesorgt. Wo Einigkeit über Parteigrenzen hinweg in weiten Teilen herrschte. Im gestrigen Plenum traten nun die Stiftungsräten aus den Bundesländern mit einem ehrgeizigen Ideen-Paket an ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz heran, für die es mehr Ressourcen und mehr Eigenständigkeit braucht. Fünf Sondersendungen im Hauptabendprogramm von ORF 2 (wie „9 Plätze - 9 Schätze“, „Österreich blüht auf“), bei denen die Länder direkt eingebunden sind, wurden mit Wrabetz akkordiert, auch die technische und optische Modernisierung der Studios (für zweieinhalb Millionen Euro). Bei einem eigenen Kulturmagazin von Juni bis Ende August, das aus den Bundesländern bespielt wird, „druckst“ der ORF-Chef noch herum. Für ein fünfminütige Spätausgabe von „Bundesland heute“ kurz vor 22 Uhr bräuchte es pro Landesstudio rund 300.000 Euro mehr, würde wohl aber auch den Marktanteil der ZiB 2 im Anschluss pushen (derzeit im Schnitt 28 Prozent, Bundesland heute hat 51 Prozent).

Treibende Kräfte sind Matthias Limbeck (Salzburg), Josef Resch (Tirol) und als einer der am längsten amtierenden Stiftungsräte Siggi Neuschitzer, der nun schon zehn Jahre sein Mandat hat. Ohne Parteibuch. „Mein Freundeskreis heißt Kärnten“, sagt der 61-Jährige, der nicht nur einmal Zünglein an der Waage war. Zuletzt bei der Wiederbestellung von Wrabetz 2016.  Als im Vorfeld 17 Stimmen für Wrabetz und 17 für Konkurrenten Richard Grasl errechnet wurden (der Stiftungsrat hat 35 Mitglieder), bekam Neuschitzer Besuch aus dem bürgerlichen Lager: „Man könnte sich für mich einen bestbezahlten Aufsichtsratsposten in einem staatlichen Unternehmen vorstellen, wenn ich für Grasl stimme“, erinnert sich der Kärntner. Dann rief ihn noch H.C. Strache am Vorabend der Wahl mit klaren Worten an. Neuschitzer, nie ein Parteimitglied gewesen, stimmte u. a. auch wegen der Stärkung der Regionalität für Wrabetz – und hat auch nicht für Norbert Steger als Stiftungsratsvorsitzenden gestimmt. „Die Landesstudios sind unsere Perlen und Smaragde“, sagt er, „und wir als Ländervertreter müssen über den Freundeskreisen stehen“. Dabei wurde er bei seiner Bestellung noch hämisch als Windlwirt bezeichnet.