Es ist die Ironie einer typisch österreichischen Geschichte: 28 Stunden und 18 Minuten dauerte vor 50 Jahren die non-stop-Übertragung des ORF der Mondlandung in der Nacht von 20. auf 21. Juli 1969. Ein mediales Ereignis, von Hugo Portisch, Peter Nidetzky und Herbert (Mond-)Pichler mit beeindruckender Beharrlichkeit begleitet. Was ist davon übrig? Nicht viel. Gerade 19 Minuten Archivmaterial sind geblieben. Der Rest wurde unter anderem mit Ski-Übertragungen überschrieben, erfuhr man am Mond-Dokuabend am Dienstag.

Die TV-Sender stellen dieser Tage ein dichtes Programm an Mondsendungen auf: Diskussionen, Shows, Dokus. Alles dabei. Allein der ORF feiert in gut 60 Sendungen die lunare Erstbegehung und kann dabei sein Archiv (auch ohne das verlorene Material) als Stärke ausspielen. Die Bilder der vor der Kamera rauchenden Redakteure springen dabei mindestens ebenso ins Auge wie Peter Nidetzky, als er vor dem Abflug sogar im Apollo-Raumschiff probeliegen und sich am Gelände frei bewegen durfte. Sein Türöffner? Erneut eine typisch österreichische Geschichte: Drei Sachertorten nahm er zu seiner Recherchereise mit, erinnert sich Nidetzky in der Doku. Die "hartgesottenen Techniker" seien begeistert gewesen. "Wir hätten zehn Sachertorten auch haben können", erzählt Nidetzky. Wer weiß, vielleicht hätte "der Mann mit den Sachertorten" dann kurzerhand mit auf den Mond fliegen dürfen?

In Österreich rückten derweilen die Menschen beim Public Viewing in den Elektrogeschäften zusammen, während die Apollo 11-Mission mit ihrem mit 4 Kilobyte Arbeitsspeicher ausgestatteten Bordcomputer in Richtung Mond flogen. "Wir haben mitgelebt", sagt Portisch und Nidetzky erinnert sich auch an die weniger schönen Seiten: Die lange Wartezeit zwischen Landung am Erdtrabanten und dem Ausstieg aus der Fähre ließ die Zuseher ungeduldig werden: Es habe viele erboste Anrufer gegeben, die vom ORF wissen wollten, wann es endlich los ginge. Erst viel später stellte sich heraus, dass die NASA schlicht die amerikanische Primetime für den großen Moment abwarten wollte. 

Was wäre die größte Heldentat, wenn die Inszenierung ein Reinfall ist? Als die USA vor 50 Jahren drei Astronauten zum Mond schickten, war das nicht nur ein technisches Husarenstück, sondern auch medial perfekt begleitet. Und fast möchte man es daher als Teil der Regie betrachten, dass just 50 Jahre nach dem Start der Apollo 11-Mission eine Mondfinsternis zu bewundern war.