Es langweilt mich“, sagte HaraldSchmidt vor einigen Wochen über seine alte Bildschirmheimat. Und weiter: „Fernsehen ist für mich ein Medium der Vergangenheit“. Einst hob er als Moderator den Late Night Talk im deutschsprachigen Raum auf ein Level, nach dem sich alle, die nach ihm kamen, strecken müssen. Seit fünf Jahren ist dieses Kapitel für Schmidt abgeschlossen. Seine satirische Bissigkeit hat der 61-Jährige deswegen nicht eingebüßt. Das belegt Schmidt in einem Künstlergespräch im Rahmen von „Kultur Heute“ (ORF III, 19.45 Uhr).

Nachdem Moderator Peter Fässlacher das Gespräch über die Flanke eröffnet („Was wäre eine gute Einstiegsfrage?“), legt Schmidt seine Sicht auf die heutige Zeit dar. „Mit den heutigen Maßstäben, auch der Political Correctness, der Sprachpolizei und des linksliberalen Mainstreams, hätte ich meine Show nach einer Woche abgenommen bekommen.“ Über die sozialen Netzwerke würde alles verkürzt und falsch mitgeteilt. Auf diesen „Strudel“ habe er keine Lust.

Das Ende seiner Late-Night-Show-Laufbahn habe Kunstqualität gehabt, erklärt: „In der Schlussphase meiner Show hatte ich so gut wie kein Publikum mehr in meiner Show. Und die, die wir hatten, waren dafür bezahlt, dass sie kommen. Das waren Leute, die zu vier Quizshows am Tag gehen, die haben überhaupt nichts mehr verstanden. Das hätte man in den deutschen Pavillon nach Venedig schicken sollen. Das war ein Kunstprojekt, da kriegen andere zwei Millionen Euro Fördermittel dafür.“ Auch sein Familienbild wird thematisiert: „Die Mutter sitzt im Café und verändert die Welt, und er kriecht dem vollgekotzten Baby im Hipp-Café auf allen vieren hinterher. Nicht meine Welt.“

Grundsätzlich hätte Humor keine Grenzen, ist der „Traumschiff“-Darsteller überzeugt: „Alle anderen sehen den Weltuntergang, ich sehe die schlechten Zähne.“ Beeindruckt ist Schmidt von Sebastian Kurz' Karriere. Und die Ehe für alle fände er gut, „weil man sich sonst unbeliebt macht“.

Er freue sich schon auf die „Missverständnisse und die Kreise“, die das „Kultur Heute“-Interview ziehen würde, schließt Schmidt. Gesprächsstoff liefert er reichlich.