„Was gibt es Neues?“ hat sich zu einem Mega-Hit der ORF-Unterhaltung entwickelt. Mittlerweile hält man bei 500 Sendungen – in einem Zeitraum von 15 Jahren. Heute, am 3. Mai, steht die Jubiläumsfolge auf dem Programm. Ende? Nicht in Sicht.

Der „Übervater“ des Erfolgsprojekts ist Oliver Baier. „Mein Auftrag war“, erinnert er sich, „eine lustige Ratesendung mit absurden Fragen zu gestalten. Vorbild war die deutsche Show ‚Genial daneben’ mit HugoEgonBalder, die ursprüngliche Idee kam aus Frankreich. Mein erster Gedanke war: Ja, das könnte funktionieren. Wir haben so viele tolle Kabarettisten und Komödianten, davon hole ich mir einige, und dann lassen wir einfach den Schmäh rennen.“

Seine eigene „Rolle“ war vorbestimmt, nämlich: „Der Oberlehrer, der manchmal viel neurotischer ist, als ich persönlich es je sein kann. Die großen Momente von ‚Was gibt es Neues?’ hatten dann nichts mehr mit den Fragen zu tun, sondern mit dem gegenseitigen Aufschaukeln  und Auf-die-Schaufel-nehmen. Mittlerweile hat wohl jeder Zuschauer kapiert, dass es nicht darum geht, bloß Antworten, sondern: möglichst depperte Antworten zu geben.“

"Den Erfolg anderer versteht man leichter als den eigenen"

Ein erster Glücksgriff war natürlich, MichaelNiavarani als ständigen Teilnehmer an Bord zu holen. Der gesteht, dass er anfangs sehr nervös war: „Wir haben ja komplett improvisiert, keiner wusste, wie das ausgehen würde. Dass wir jetzt, nach 15 Jahren, noch immer Spaß an der Sache haben, ist für mich daher eine schier unglaubliche Sache. Es ist wohl so: den Erfolg anderer versteht man leichter als den eigenen.“

Was „Nia“ geblieben ist, ist der Ehrgeiz: „Ich werde wahnsinnig, wenn ich eine Antwort nicht weiß. Weiß ich sie aber, dann rufe ich sie gleich hinaus. Worüber sich OliverBaier oft ärgert. Aber wenn’s vorbei ist, hab’ ich alles vergessen. Da ruf’ ich meine Lebensgefährtin an, sie fragt dann immer ‚Wie war es?’, meine Standardantwort ist ‚Na ja, ganz gut’. Darauf sie: ‚Und was war heute die lustigste Frage?’, und mir fällt keine einzige mehr ein“.

Das Erfolgsgeheimnis der Show ist für ihn, „dass sie uns die Leute nackt sehen. Nackt, verletzlich und manchmal peinlich. Da sagen wir Sachen, die man im Fernsehen eigentlich nicht sagen darf. Die menschliche Not schwebt sozusagen über allem.“

"Wenn dir nichts einfällt, halt den Mund"

Improvisation ist ihm eher Gewohnheit: „Da gibt es ein Geheimnis, eine Regel: Wenn dir was Gutes einfällt, sag es gleich. Wenn dir nichts einfällt, halt den Mund! Wenn mich in solchen Momenten Oliver Baier etwas fragt und mir fällt nichts ein, antworte ich: ‚Sorry, ich bin leider eingeschlafen!’“

Ob er sich weitere 15 Jahre bei „Was gibt es Neues?“ vorstellen kann? „Wenn es sich nicht mit meinem Pensionsantritt kreuzt“, lacht er, „warum nicht? Außerdem hat Herr Christo einmal gesagt: ‚Künstler gehen nicht in Pension, Künstler sterben’. Das fand ich großartig.“

Zum Stammteam gehören auch die Damen Ulrike Beimpold und Eva Marold. Beide erinnern sich an besondere Augenblicke: „Das war einmal, als wir Oliver Baier mit Wasser beschüttet haben, das wurde nicht geschnitten, blieb auf Sendung.“

Das andere Mal war, als Ulrike und Oliver einander hochschaukelten: „Da ging es um eine Ölplattform, eine Banane und eine Orange. Da konnten wir uns nicht mehr halten, haben gelacht und gelacht. Diese Szenen findet man noch heute unter ‚Ölbohrinsel’ auf Youtube“:

Ja, und nichts geht natürlich ohne Viktor Gernot. Er genießt die Show vom ersten Augenblick an, denn: „Das Schöne ist, dass wir keinen Text lernen, nichts vorbereiten und recherchieren müssen. Alles kommt in Echtzeit aus dem Bauch. Wobei unsereiner natürlich auch daraus schöpft, was er in langen Jahren gelernt hat. Anfangs hat man einmal gefragt, ob wir die Antworten wissen möchten. Das haben wir empört abgelehnt, weil es uns Energie und Glaubwürdigkeit gekostet hätte.“

Wenn die Vorbereitungen („Wir kommen eine Stunde vor Aufzeichnungsbeginn und lassen von der Maskenbildnerin unser Gesicht entgrinsen“)  überstanden sind, kann es los gehen mit den Pointen: „Wir haben alle nur erdenklichen Freiheiten, auch die Freiheiten, uns zu verirren. Aber generell kommt uns unser österreichischer Schmäh zugute. Ich persönlich liebe vor allem die absurden Fragen, etwa die nach einer bisher unbekannten Hexenart oder so. Im Gegensatz etwa zu UlrikeBeimpold, die es ernster angeht. Thomas Maurer und FlorianScheuba hingegen sind unsere Intellektuellen, die aus einem Pool vorhandenem Wissens schöpfen.“

"Das, was andere erkennen,  kann ich selbst an mir nicht erkennen"

Seiner Popularität hat die Mitwirkung in „Was gibt es Neues?“ sicher geholfen, immer wieder sprechen ihn Fans auf der Straße an  und sagen: „Wir schauen jedes Mal zu!“  Seine Standardantwort: „Dürfen Sie so lang aufbleiben?“

Er selbst sieht sich die Sendungen (es sind jeweils Aufzeichnungen) niemals an: „Nicht einmal früheren Sendungen des ‚Kaisermühlen Blues’, da war ich in den neunziger Jahren ein paar Mal zu Gast, habe ich gesehen. Das, was andere erkennen, wie vielleicht Charisma oder Aura, kann ich selbst an mir nicht erkennen. Ich halte mich einfach nicht aus.“