Sorge um die Pressefreiheit in Österreich und international hat am Montag die Verleihung der Concordia-Preise geprägt. Zeit im Bild 2-Moderator Armin Wolf war zwar nicht am Wort, sein Name fiel aber in fast jeder Wortmeldung. Die jüngsten Angriffe der FPÖ auf Wolf galten den Rednern als Warnsignale, sie seien "auch Angriffe auf die europäische Pressefreiheit", wie ARD-Journalist Arnd Henze sagte.

Henze hielt die Laudatio für das internationale Recherchenetzwerk "Europe's Far Right", das in der Kategorie Presse- und Informationsfreiheit ausgezeichnet wurde. Es widmete sich länderübergreifend dem Aufstieg und vor allem den Medien-Strategien der europäischen Rechtspopulisten. "Exzellent recherchierte und engagiert geschriebene Texte", die lange nachwirkten, hätten die Journalisten aus sechs europäischen Ländern - aus Österreich war der "Falter" dabei - abgeliefert, lobte Henze, der selbst im Vorjahr mit dem Concordiapreis ausgezeichnet worden war.

Er verwies auf das jüngst publizierte Pressefreiheits-Ranking, in dem etwa Ungarn "abgestürzt" sei. "So schnell gehen sicher geglaubte Freiheiten verloren", warnte Henze. "Und niemand sollte sich einreden, es gäbe nur ein einziges Land, das dagegen immun sei." Journalisten seien keine "Kämpfer", auch wenn Populisten in den "Krieg" gegen freie Medien zögen, sagte Martin Gergely für das Netzwerk. So helfe "Armin Wolf auch uns Journalisten, den Fokus nicht zu verlieren. Heute stehen wir geschlossen hinter Armin Wolf."

Die ehemalige EU-Kommissarin Vividane Reding hielt die Laudatio für Christoph Zotter. Der "profil"-Journalist nahm den Preis in der Kategorie Menschenrechte für eine Serie zum Thema Menschenrechtsverletzungen an der EU-Außengrenze entgegen.

Reding zählt Journalisten wie ihn zu den "Lichtblicken" in einer Zeit, in der "wir Schritte zurückgehen": "Freie, selbstständige Journalisten, die für freie, selbstständige Medien arbeiten, riskieren leider, immer mehr zur Mangelware zu werden. Heute machen populistische Despoten Schlagzeilen. Für die Trumps und die Orbans dieser Welt gehört Medienhetze zum Alltag. Es wird nicht mehr argumentiert, es wird mundtot gemacht. Und schlimmer noch, es wird totgemacht." Zotter sah im Zentrum seiner Texte die "Frage nach dem Rechtsstaat" und wie sich Staaten an der Außengrenze im Umgang mit Migranten mit rechtsstaatlichen Prinzipien halten.

"Verteidigung der Pressefreiheit"

Scharfe Worte zur Haltung österreichischer Regierungspolitiker gegenüber den Medien übte auch Heide Schmidt in ihrer Funktion als Jury-Vorsitzende der Concordia-Preise. "Ich hätte nie gedacht, dass noch zu meiner Lebenszeit in meinem Land die Verteidigung der Pressefreiheit und der Menschenrechte von so hoher Wichtigkeit werden könnte", sagte sie zum Auftakt der Veranstaltung. Concordia-Präsident Andreas Koller ("Salzburger Nachrichten") sah in den Attacken auf ORF-Journalisten ebenso ein Indiz für eine bedenkliche Entwicklung wie in einem "Vizekanzler, der sich der Sprache der Identitären bedient".

Für ihr Lebenswerk geehrt wurde am Montag die Kolumnistin und Autorin Elfriede Hammerl, die am 29. April noch dazu Geburtstag feiert. Seit den 60er-Jahren schreibe Hammerl in ihren feministischen Kolumnen ("profil") mit einem "unkonventionellen Zugang zu aktuellen politischen Themen", sagte Laudatorin Astrid Zimmermann. Hammerl räumte ein, dass ihre Kernthemen auch Jahrzehnte danach noch aktuell seien. Aber "zum Glück muss ich nicht versuchen, die Welt im Alleingang zu retten", freute sie sich über "brilliante junge Kolleginnen". Dass es sie gebe, sei "beruhigend in beunruhigenden Zeiten".