"Unplanned" ist ein Film über ungeplante Schwangerschaften und die Arbeit in einer Abtreibungsklinik. Er beruht auf einer wahren Geschichte, heißt es im Film, der in den USA eine hitzige Debatte ausgelöst hat. Eigentlich ein Stoff, den auch Teenager sehen sollten - dank der strengen R-Altersfreigabe ist er jedoch für Jugendliche unter 17 Jahren nur in Begleitung Erwachsener zugelassen.

Die Begründung für den strikten R-Stempel sind "einige verstörende, blutige Bilder". Tatsächlich zeigt "Unplanned", wie Frauen heftig bluten und Föten abgesaugt werden. Die Filmemacher beziehen als Abtreibungsgegner mit Schockeffekten ganz klar Stellung. In den sozialen Medien geraten Verfechter und Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen aneinander, das Gerangel um den Film kam auch bei einer Senatsanhörung in Washington zu Wort.

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Erzählt wird die Geschichte der Texanerin Abby Johnson, die acht Jahre lang in einer Klinik der Gesundheitsorganisation Planned Parenthood arbeitete, wo Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden. Johnson hatte selbst zweimal abgetrieben und war eine Pro-Choice-Verfechterin, bis sie 2009 einen Eingriff auf Ultraschall verfolgte, der sie traumatisierte. Sie kündigte und schloss sich als Aktivistin der Lebensrechtsbewegung an. Nach den Memoiren der heute 38-Jährigen haben die Regisseure und christlichen Pro-Life-Verfechter Cary Solomon und Chuck Konzelman "Unplanned" gedreht.

Seit dem US-Kinostart Ende März hat der mit völlig unbekannten Schauspielern billig produzierte Film schon mehr als 15 Millionen Dollar eingespielt. Solche "faith based" Produktionen mit religiösen Botschaften haben in den USA vor allem unter strenggläubigen Evangelikalen großen Zuspruch.

US-Präsident Donald Trump und sein Vizepräsident Mike Pence, ein überzeugter Abtreibungsgegner, lobten den Film. Den meisten Republikanern ist die seit 1973 legalisierte Wahlfreiheit für Frauen, eine Schwangerschaft abzubrechen, ohnehin ein Dorn im Auge.

Ideologischer Streit

Um den Film ist nun eine Debatte um angebliche Zensur und die Beschneidung konservativer Inhalte durch das liberale Hollywood entbrannt. Das Team von "Unplanned" lamentiert, dass die meisten Fernsehkanäle in den USA sich weigerten, Werbung für den Film zu schalten. Auch der Kurznachrichtendienst Twitter geriet ins Kreuzfeuer. Am Startwochenende von "Unplanned" war das Twitter-Konto des Films vorübergehend gesperrt worden.

Regisseur Konzelman legte bei einer Anhörung vor einem Senatsausschuss in Washington Zensur nahe. Twitter verwies auf einen automatisierten Sperrvorgang, der schnell wieder aufgehoben worden sei. Bei Google wurde der Pro-Life-Film kurzzeitig als "Drama/Propaganda" gelistet, später entfernte die Suchmaschine die Beschreibung als Propaganda-Film.

Doch genau das kreiden die Kritiker renommierter Branchenblätter dem Film an. "Unplanned" sei eine Mischung aus Agitation und Propaganda, schrieb der "Hollywood Reporter". Äußerst wirksam für jene Zielgruppe, die legale Abtreibung als Verbrechen ansieht, befand "Variety". Den Regisseuren ist jedes Mittel Recht, Planned Parenthood als böse, mächtige Organisation mit kaltblütigen Mitarbeitern darzustellen, die schwangere Frauen zu Abtreibungen drängen.

Eine Kernszene, in der Abby Johnson (gespielt von der US-Schauspielerin Ashley Bratcher) einen Schwangerschaftsabbruch auf dem Ultraschall-Monitor verfolgt, zeigt einen Fötus während des Eingriffs. Er habe sich dabei "gewunden und um sein Leben gekämpft", beschreibt Johnson den Vorgang. Der Film sei "voller Unwahrheiten", sagte Planned Parenthood in einer Mitteilung.