Michael Born ist tot. Der frühere Fernsehjournalist, bekannt geworden durch die Fälschung zahlreicher TV-Beiträge in den 90ern, starb Montagfrüh in Graz, wie Regisseur und Filmproduzent RolandBerger am Dienstag mitteilte. Beim Bruder von Helmut und Wolfram Berger hatte Born das letzte halbe Jahr verbracht. Gemeinsam wollte man ein Theaterprojekt mit dem Titel „Born to Fake“ umsetzen. Dazu kam es nicht mehr. Laut Berger soll der unter einer Lungenkrankheit leidende, nach kurzer Krankheit verstorben sein. Er wurde 60 Jahre alt.

Musikant, Seefahrer, Kriegsreporter und öffentlich erinnert als einer der größten Fälscher der deutschsprachigen Fernsehgeschichte. Zwei Jahre saß Michael Born im Gefängnis, weil er in den 90er Jahren, überwiegend für „SternTV“, teils haarsträubende Fiktionen als Realität verkaufte. Die meisten seiner Fälschungen fielen in die Zeit, in der GüntherJauch Chefredakteur bei „stern TV“ war. „Ich bin im Grunde genommen nie in einem Schneideraum drin gewesen“, erklärte sich Jauch später vor Gericht. Alle Schuld blieb bei Born. Seine „brisanten“ Berichte – seien es Geisterbeschwörungen, angebliche Kindersklaven von Ikea in Indien oder Ku-Kux-Klan-Treffen – waren mit Freunden inszeniert und freche Fälschungen. Insgesamt sollen mehr als 200 Beiträge gefälscht worden sein.

„Ein Fälscher des analogen Zeitalters“

„Ich kenne den Michael seit 23 Jahren“, erzählt Roland Berger. Damals habe ihn Born aus dem Gefängnis angerufen und um einen Job gefragt. Was er machen wolle? Kamera oder Recherchieren, habe Born geantwortet. „Und manche Leute meinen, dass er relativ kreativ ist“, erinnert sich Berger schmunzelnd an einen Satz, mit der für Fälschungen Verurteilte für sich warb. Born arbeitete schließlich für ihn, später ging er nach Griechenland, wo er als Anarchist und Olivenbauer lebte.

„Ein Fälscher des analogen Zeitalters“ wurde er in einer Doku des WDR aus dem Vorjahr genannt. Ein Fall-Relotius fürs Fernsehen, würde man vielleicht heute sagen. Born wurde als Vater der Fake News bezeichnet. Eine Beschreibung, die er zurückwies: „An Fake News haben schon einige Generationen vor mir gebastelt“, erklärte er einmal gegenüber dem „Tagesspiegel“.

Befreundet mit Arafat, Gaddafi und Kohmeni

„Die Leute reduzieren immer auf seine Fälschungen“, bedauert Berger und beschreibt einen Mann mit enormem Selbstbewusstsein und einer Gabe im Umgang mit Menschen. Er habe Arafat, Gaddafi und Kohmeni getroffen – sagt er. Borns Fälschungen seien letztlich eine Reaktion auf den Quotendruck des noch jungen Privatfernsehens gewesen, erklärt Berger. „Er hat auch mich manchmal angeschwindelt“, erzählt Berger und nennt ihn lächelnd „Pappenheimer“.

„Hier mal eine Kleinigkeit getrickst, da mal was aus dem Archiv genommen.“ So habe es begonnen. Schließlich ging es ihm auch um politische Botschaften, dafür brauchte es starke Bilder, wie jene im Ku-Klux-Klan-Film oder ein Film über Bomben an der türkischen Küste, erläuterte Born im Tagesspiel-Interview: „Das waren auch die beiden Filme mit den größten Auswirkungen“. Er habe sich, ähnlich wie Relotius Jahre später, gewundert, warum die Fälschungen nicht eher auffielen: „Wer diese Fälschung nicht erkannte, wollte sie nicht erkennen.“