Als Baustelle oder Problemkind gilt der „junge“ TV-Sender der ORF-Flotte angesichts sinkender Marktanteile (im Oktober nur noch 7,7 Prozent) – daher ist die im Spätfrühjahr von Generaldirektor Alexander Wrabetz als Channel-Managerin installierte Lisa Totzauer sozusagen Architektin, Polier und Kranführerin in einem beim „Umbau“ von ORF eins.
Und dieser ist nicht mit großem Trara zu erwarten: „Die Neu-Programmierung kann nicht auf einen Schlag passieren, es ist ein Prozess. Er läuft in Phasen ab und wird auch mit Ende 2019 noch nicht abgeschlossen sein“, erklärt die 48-jährige Wienerin. Auf lange Sicht soll nicht nur der Hauptabend werktags, sondern die gesamte Zone ab 18 Uhr mit Eigenproduktionen aus dem fiktionalen und nicht-fiktionalen Bereich bestückt werden, aber „das schafft man eben nicht von heute auf morgen“, so Totzauer. Und konkretisiert: „Mit der neuen ZiB 18 um 18 Uhr und einem nachfolgenden Magazin positionieren wir schon den Vorabend österreichisch, mit einem schrittweisen Zurückdrängen der amerikanischen Kaufware.“ Die neue zehnminütige ZiB und das Vorabendmagazin (zwischen 30 und 40 Minuten lang) könnten im Frühjahr 2019 starten. Ab 2020 könnten auf das Magazin (das ZiB Magazin um 19.45 Uhr fällt durch die ZiB 18) eine rot-weiß-rote Daily-Soap oder Daily-Sitcom, ein Quiz, ein Society-Format oder Unterhaltsam-Trödeliges à la "Rares für Bares" (Vorbild ZDF) folgen, um die Lücke bis zum Hauptabend bzw. bis zur ZiB 20 zu füllen.

Lisa Totzauer setzt u. a. auf Ursula Strauss als Putzkraft in „Wischen ist Macht“
Lisa Totzauer setzt u. a. auf Ursula Strauss als Putzkraft in „Wischen ist Macht“ © ORF
Die Wienerin Lisa Totzauer kommt aus der TV-Information und ist nun Channel-Managerin von ORF eins
Die Wienerin Lisa Totzauer kommt aus der TV-Information und ist nun Channel-Managerin von ORF eins © ORF

Das kommende Jahr wird jedenfalls mit einer neuen Hauptabendserie begonnen, die von Fernsehdirektorin Kathrin Zechner in Auftrag gegeben wurde: „Walking on Sunshine“ ab 7. Jänner (jeweils montags) mit Robert Palfrader als TV-Wetterfrosch in einem Dramedy-Format über die Sonnen- und Schattenseiten in einer Wetterredaktion. Schauplatz ist nämlich der größte Sender des Landes. „Diese Geschichte wird mit einem Augenzwinkern erzählt. Wir können und sollen als Sender auch über uns selbst lachen“, sagt Totzauer. Im Februar folgt die Miniserie „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, David Schalkos Remake von Fritz Langs Filmklassiker. „Düster und gewaltig, großes Kino“, so Totzauer.

Freudige Erwartungen auf einen Quotenbringer wie die „Vorstadtweiber“ (derzeit laufen noch bis Anfang Dezember die Dreharbeiten der Erfolgsserie für Staffel vier) liegen auf „Wischen ist Macht“ (vorerst an zehn Abenden 2020), ebenfalls von Zechner initiiert, die ja nach wie vor und weiterhin für die Kreativität des ORF steht: Der Titel bezieht sich auf eine Reinigungsfirma, die in verschiedene Biotope „eindringen“ kann. An deren Spitze als Wunschbesetzung: Ursula Strauss. Der Publikumsliebling würde dadurch ins komödiantische Fach wechseln. Ein Pilot mit Strauss ist jedenfalls schon vorhanden - und lässt Totzauer frohlocken.
Bei den Shows kommen, wie berichtet, die „Dancing Stars“ mit neun tanzenden Promis ab 15. März zurück; als Wettbewerb soll im Herbst eine Reihe über die mutigsten und engagiertesten freiwilligen Feuerwehrmänner auf den Bildschirm gehievt werden. Ausgerichtet sowohl als emotionale als auch leistungsstarke "Challenge", so Totzauer. Wohl in der Hoffnung, dass ORF eins wieder „brennt“!

P.S.: Die Farben- bzw. Gefühlzuteilung jedes Werktags für den Hauptabend wurde ja schon dem Stiftungsrat im September angekündigt ... und bleibt schwammig. Spannung am Dienstag? Gut, das ist eine Art Gefühl. Information aus anderen Blickwinkeln am Mittwoch? Das läuft schon mit Hanno Settele so la la. "Unterhaltsam ins Wochenende" soll der Überbegriff für den Freitag sein. Die Dachmarke "(Andere) Lebenswelten" steht auch noch im Raum (Donnerstag?). Und der Montag, der jetzt unter dem Serienmontag firmiert - ist er künftig als heiterer Wochenbeginn eine Verlässlichkeit? Möge die Channel-Managerin das jede Woche so empfinden!