Bei der Aufzeichnung der ersten Sendungen nach der Sommerpause wandte sich Armin Assinger mit einem breiten Grinsen an die Frauen: „Ihr müsst herkommen! Ich bin auf eurer Seite. Daher mein Appell: Meldet euch an“, sprach der 54-Jährige in die Kameras des TV-Studios in Köln-Hürth, wo der ORF im Zwei-Wochen-Rhythmus an einem Tag drei Quiz-Ausgaben abwickelt – und wo auch „Wer wird Millionär?“ mit Günther Jauch für RTL aufgenommen wird.

Das weibliche Geschlecht lässt Assinger im Stich. Seit ungefähr eineinhalb Jahren finden sich unter den Bewerbungen (und das sind während der Ausstrahlungssaison immerhin 500 bis 600 pro Tag) nur etwa 15 Prozent Damen. Wobei die Kandidatinnen, die letztendlich im Studio Platz nehmen, meist den Sprung in die Mitte schaffen. Das zeigt sich auch wieder beim Saisonauftakt am 17. September sowie bei der folgenden „Millionenshow“ am 24. September.

Ein weiteres Paradoxon angesichts der Zurückhaltung der Damen: Obwohl sich mehr Männer bewerben, wird die Millionärsstatistik nach wie vor von Frauen angeführt. Im Laufe der „Millionenshow“-Geschichte haben bislang drei Männer und fünf Frauen alle 15 Stufen des Fragebaums gemeistert. Zuletzt knackte der Burgenländer Hooman Vojdani Anfang Juni das knifflige Quiz.

Wie läuft die Kandidatenfindung aber ab? Aus den Bewerbern (Anmeldung siehe Infokasten oben) wählt ein Zufallsgenerator für drei Sendungen rund 500 Quiz-Anwärter aus, die von der fünfköpfigen ORF-Redaktion angerufen werden. Diesen ersten „Test“ mit Wissenfragen überstehen rund 70 bis 80 Leute, mit denen danach noch einmal ein Gespräch geführt wird, bei dem auch Eloquenz und Witz eine Rolle spielen. Beim Casting kommt es neben Fragen ohne Antwortmöglichkeiten auch zu Multiple-Choice-Prüfungen, die durchaus aus schon gesendeten Shows stammen können. Zudem gibt es Schätzfragen; die Kandidaten der kommenden Sendungen sollten etwa annähernd wissen: Wie lang ist das österreichische Straßennetz? Oder: Wie tief ist die tiefste Stelle des Indischen Ozeans?

Nach Köln hat es jedenfalls der 24-jährige Gailtaler Lukas Oitzl geschafft (im Bild links außen), der in Schottland studiert und sich von dort aus beworben hat. Ob es auch noch für die letzten Meter bis auf den „heißen Stuhl“ reicht, ist morgen zu sehen. Informiert wurde er „rund drei Wochen vor dem Abflugtermin nach Köln, dass ich bei Assinger im Studio sein darf“, verrät der mehrsprachige Kärntner. Sein Motto: „Ich hab ja nichts zu verlieren!“

Der Floridsdorfer Küchenmonteur Thomas Zavatzky (stehend neben Assinger) hatte eine andere Antriebsfeder: „Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich auch nur mit Hauptschulabschluss gescheit genug für die ,Millionenshow‘ bin!“ Bei seinem Casting wurde er zum Beispiel gefragt: „Wie viele Eier isst der Österreicher im Jahr?“ Ein Show-Ende ist übrigens nicht in Sicht: „Wir müssen dieses Quiz behüten wie einen Schatz und dürfen nur minimale Änderungen vornehmen – so, dass sie das Publikum kaum merkt“, erklärt ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm.