Als 19-Jähriger zog Kyrre Kvam von Oslo nach London, um eine Schauspiel- und Musicalausbildung zu absolvieren. Das Diplom in der Tasche, schlug er sich dann doch mehr recht als schlecht durchs Leben, bis er bei einer Open Audition für „Hair“ nach Wien engagiert wurde. Regisseurin Kim Duddy gab ihm die Hauptrolle des Claude. „Das war meine Rettung“, sagt Kvam, der seit 2001 in Wien lebt und mit Ruth Brauer-Kvam längst Teil eines der kreativsten Ehepaare der Kulturszene ist. 2010 holte ihn Regisseurin Stephanie Mohr für „Die Räuber“ auf die Bühne des Klagenfurter Stadttheaters, nun vertonte Kyrre Kvam für Mohrs Inszenierung von Schillers „Maria Stuart“ die Gedichte der Königinnen Maria und Elisabeth.

Sie sind Schauspieler und Sänger, haben sich aber fürs Komponieren entschieden ...
KYRRE KVAM: So um 2005, 2006 habe ich mich dann entschieden, kein Musical mehr zu machen, und angefangen, Lieder zu komponieren. Es war schon auch eine Entscheidung gegen das Geld. Meine erste Tochter wurde 2005 geboren und ich habe einige Jahre viel unterrichtet. Mit „Die Räuber“ in Klagenfurt ging es dann richtig los mit dem Komponieren. Seit 2011 habe ich fast durchgehend gearbeitet.

Unter anderem auch in Projekten mit David Schalko.
Ja, die Musik zu „Braunschlag“ und zu „Altes Geld“ ist von mir, dann habe ich die Musik für den „Tatort: Grenzfall“ von Rupert Henning geschrieben. Und jetzt die für David Schalkos Wiener Landkrimi „Höhenstraße“, der im Dezember ausgestrahlt wird.

Wie kann man sich die Arbeit an einer Filmmusik vorstellen?
Stimmungsmusik für das Theater hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Filmmusik. Mit David Schalko reden wir zunächst viel über die Welt, in der der Film spielt, wie die Handlung läuft und so. Zu Beginn der Dreharbeiten steht die musikalische Welt dann schon.

Wie schaut das beim Wiener Landkrimi aus?
Wir haben eine perkussive, sehr rhythmische Welt. Die Musik ist sehr schlagzeuglastig und ein bisschen jazzig.

Kvam mit Maske und Mini-Synthesizer im Stadttheater Klagenfurt
Kvam mit Maske und Mini-Synthesizer im Stadttheater Klagenfurt © Christian Kaufmann/Stadttheater Klagenfurt

Für Schillers „Maria Stuart“ am Klagenfurter Stadttheater sind Sie in die Musikwelt des 16. Jahrhunderts eingetaucht und haben Gedichte der beiden rivalisierenden Königinnen vertont.
Ich muss dazusagen, dass ich praktisch in der Kirche und mit der Musik des Frühbarock und der Spätrenaissance aufgewachsen bin, weil mein Vater Chormusiker war. Ich wusste also, welche Harmonien die Musik genau so klingen lassen.

Ihre Rolle kommt bei Schiller gar nicht vor. Regisseurin Stephanie Mohr hat sich die Figur ausgedacht, Sie sind sehr präsent und das Publikum folgt Ihnen sehr aufmerksam.
Diese Aufmerksamkeit spüre ich auf der Bühne nicht. Ich verkörpere das Unausweichliche, bin immer da. Trotzdem ist es für mich eine passive, schweigende Rolle, außer wenn ich singe. Aber es ist spannend, dass wir die emotionale Reise von Maria Stuart und Elisabeth so unterstützen. In einer Theaterproduktion Lieder zu singen, kann schwierig sein. Man muss den Text, die Geschichte unterstützen, ohne dass es zu einem Konzert ausartet ...

Gibt es Kyrre Kvam auf CD?
Vor zwei Jahren habe ich eine CD aufgenommen, ja. Sie heißt „2508“, nur Stimme und Klavier. Ich habe in den Monaten vorher viel komponiert und am 25. August neun von elf Liedern aufgenommen. Am 28. August kam unsere zweite Tochter zur Welt. Eine CD mit der Musik von „Altes Geld“ gibt es auch. Und ich glaube, ich sollte die Lieder aus „Maria Stuart“ aufnehmen.