Seit 2006 hat sich die Biennale „photo graz“ als Plattform für künstlerische Fotografie etabliert. Im Alten Kino Leibnitz präsentiert die Kulturvermittlung Steiermark, unter kuratorischer Leitung von Gerhard Gross, in ihrer nun achten Auflage 254 Positionen steirischer Künstlerinnen und Künstler.

Nachdem auch für die „photo graz 020“ keinerlei thematische Vorgaben bestanden, dagegen jeweils ein inhaltliches Konzept für die Teilnahme vorausgesetzt war, kommt die Fotobiennale auch diesmal einer Leistungsschau steirischen Fotoschaffens im Zeitraum 2018 bis 2020 gleich, die ebenso Arbeiten arrivierter Fotografinnen und Fotografen wie Newcomern versammelt. Letztere haben ihre Ausbildungen zumeist an der Grazer Ortweinschule und der Fotoakademie Graz erfahren. Und abermals erweist sich nach diesem Konzept einer Rundumschau, dass Fotografie – nach Technik, Inhalt und Konzept – ein allemal weit zu interpretierender Begriff ist.

Wenn etwa, auf Basis digitaler Farbaufnahmen, Programme eingesetzt werden, um auf dem Computer Liniengrafik zu generieren. Wenn Fotografie die Grundlage für Zeichnungen ist, deren Konturen, in Glas geätzt, zum scheinbar bewegten Bild aus Licht und Schatten werden. Wenn Direktbelichtungen und Fragmente collagiert werden und reale Ausgangssituationen in utopisch anmutende Bilder transformiert werden. Oder wenn lichtempfindliche Oberflächen von Betonquadern zum Träger werden, um das somit vielschichtige Bild von Brückenpfeilern aufzunehmen.

In der nebenan gelegenen Galerie Marenzi zeigt Kurator Klaus Dieter Hartl fotografische Arbeiten von vier jungen Grazerinnen und Grazern. Rebecca Unz hat im Vorjahr ihr Diplomstudium für Fotografie und Multimediaart an der Grazer Ortweinschule abgeschlossen. Im März dieses Jahres wurde ihr der August-Sander-Preis für Fotografie der SK-Stiftung Köln-Bonn verliehen. Wenngleich vornehmlich Personen im Zentrum ihrer Bilder stehen, erläutert Unz ihren Zugang zur Fotografie damit, dass für sie die technische Umsetzung hinsichtlich Farbgebung und der Kontrast von Licht und Schatten respektive Hervorhebung von Details, damit die „Konstruktion“ fotografischer Aufnahmen maßgeblich sind.

Konzentriert auf digitale Fotografie legt Heiko Kienleitner Untersuchungen zwischen Motiven und ihrer Wahrnehmung vor. Details einer Bronzeplastik erscheinen als reflektierende, abstrahiert metallische Oberflächen, die eigentlich nicht mehr auf den Gegenstand schließen lassen. Realer Raum wird in der kompositorischen Umsetzung zum Raum im Bild, dessen Wirklichkeitsgehalt der Interpretation anheimgestellt wird. Mittels Porträtserien erstellt Elisa Wünscher fotografische Erzählungen um kulturelles Wissen und Erinnerungen, während Manuel Rieder eigentlich unscheinbare Motive findet, die in Serien zur Darstellung seines erfahrenen Umfeldes werden.