Freier Eintritt ins Museum für Geschichte, ins Volkskundemuseum und ins Kunsthaus Graz, mit Führungen, Performances und Workshops, Überraschungskonzerten, Tischtennis-Rundgangerln und Schleckeis: Das Universalmuseum Joanneum begeht den Ferienbeginn ab heute mit einem Aktionswochenende zur „Steiermark-Schau“.

Das Kunsthaus, dessen Ausstellung sich wie berichtet den „Zukünften“ des Landes widmet, befasst sich dabei unter anderem mit den Thema „Unlearning“. Was erst fast klingt wie ein Schulschluss-Gag, ist ein Instrument, das die Funktionsweise von Herrschaftssystemen illustriert, erklärt Chefkuratorin Kathrin Bucher Trantow: „Unlearning – eine Strategie des bewussten Ent-Lernens hat mit dem Wahrnehmen der eigenen Traditionen, eigener Muster und Konditioniertheiten zu tun. Im Bewusstwerden von den erlernten – nur scheinbaren – Gegebenheiten erst steckt die Kraft Entscheidungen über Sinnhaftigkeit, über individuelle Privilegien oder Ausgrenzungen zu erkennen.“

Die Grazer Urbanistin und Künstlerin Daniela Brasil wendet seit Jahren Entlern-Techniken für die künstlerische Erforschung von sozialen Situationen und räumlichen Gegebenheiten an. Für das Kunsthaus hat sie Unlearning-Übungen erstellt, die anhand von Ausstellungsobjekten zur Reflexion eigener Voreingenommenheiten einladen. Bei einem „Privilege Walk“ am Sonntag wird etwa der Frage nachgegangen, „ob es im Geschäft ums Eck eigentlich ein Pflaster in der eigenen Hautfarbe gibt“. Daraus ergibt sich dann eventuell einer der (Ent-)Lerneffekte des Rundgangs.

Gegenwartskunst und Pilzmyzele

„Als Landesschau ist die Ausstellung in gewissem Sinne ja repräsentativ für die Zusammensetzung der Gesellschaft. Es war uns daher wichtig ein breites Feld aufzuspannen, auch das Thema Migration und globale Identität mit aufzunehmen“, erzählt Bucher Trantow. Dass es in dem der Gegenwartskunst gewidmeten Kunsthaus im Zuge seiner Zukünfte-Ausstellung darüber hinaus auch um Baumaterialien wie Pilzmyzele, um nachhaltiges Leben, Bildung abseits von Schulsystemen, ökologisches Wirtschaften, Gemeinwohlökonomie, kulturelle und soziale Teilhabe geht, hat beim Kunstpublikum für einige Diskussionen gesorgt. Für Bucher Trantow steht aber fest, „dass Kultur als Ventil, als Korrektiv gesellschaftlicher Verfasstheit agieren muss“. Auch „in der Zusammenschau dessen, was uns alles in die Zukunft tragen wird. Ich nenne es einen Chor von Projekten und Ideen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Kultur, wobei sich das eine und das andere ergänzt, vertieft und durchaus kritisch befragt.“

Am Aktionswochenende wird im Kunsthaus folgerichtig also auch über nachhaltiges Bauen und urbane Mobilität gesprochen; der Biologe und Künstler Klaus Schrefler referiert über Wildnis, Biodiversität und Humusaufbau. Es gibt Referate über ethisch korrekte Künstliche Intelligenz,sowie über die Verpackungsmaterialien und Stromspeicher der Zukunft. Und keine Sorge, gängigere Gegenwartskunst gibt es auch: Das Planetenparty Prinzip gastiert am Samstag mit der Performance „NOMONEY“, und in seiner Performance „The Past is Present“ befasst sich Samson Ogiamien mit kolonialer Ausbeutung in der Kunst.