In Venedig sollte heuer eigentlich die 59. Kunstbiennale über die Bühne gehen. Wegen der letztjährigen Verschiebung der Architekturbiennale müssen die bildenden Künste jedoch der Baukunst den Vortritt lassen und stehen erst ab April 2022 im Rampenlicht. In wenigen Wochen wird daher in der Lagunenstadt der Blick wieder auf die Zukunft des Bauens gelenkt.

Das vorausschauende Motto, das Kurator Hashim Sarkis noch vor der Pandemie ausgegeben hatte, lautet: „How will we live together?“ Als der gebürtige Libanese darüber nachdachte, wie wir künftig miteinander leben werden, standen vor allem Themen wie Klimawandel, Migration und die zunehmende politische Polarisierung im Fokus seines Interesses. Mit den jüngsten Herausforderungen hat sich die 17. Architekturbiennale inhaltlich wie formal verändert. Wie Sarkis am Montag bei seiner Programmpräsentation ausführte, wird die gesellschaftliche Rolle der Architektur heuer auf vielfache Weise und mit mehreren Zusatzangeboten beleuchtet. Neben den traditionellen Ausstellungen in den Länderpavillons sind auch umfangreiche Publikationen und Filmbeiträge, eine "Ausweitung in Richtung Tanz" sowie Symposien zu Themen wie Sport, Flüchtlingskrise oder Wiederaufbau geplant. Auch ein Blick hinter die Kulissen der Veranstaltung und weltweite Rahmenveranstaltungen sind Teil des adaptierten Biennale-Geschehens. 112 Beiträge aus 46 Ländern werden in den Giardini, im Arsenale und im Forte Marghera zu sehen sein.

Auch der österreichische Beitrag blieb von Veränderungen nicht ausgenommen. Ursprünglich hätte der Hoffmann-Pavillon in den Giardini ein Treffpunkt für internationale Architekturblogger werden sollen. Wegen der Unwägbarkeiten der Pandemie hat sich das Kuratorenduo Helge Mooshammer und Peter Mörtenböck dazu entschlossen, die „Residencies“ bereits frühzeitig und dezentral durchzuführen. Anstelle von rund 50 Bloggern werden nun deren Texte im Pavillon präsentiert und durch Fotos und Videos ergänzt.

Die Entwicklung unserer Städte

Unter dem Titel „Platform Austria“ dreht sich dabei alles um das Thema „Plattform-Urbanismus“. Schließlich seien digitale Plattformen wie Amazon und Airbnb, Carsharing- und E-Roller-Dienste bis hin zu Co-Living-Spaces längst zu bestimmenden Faktoren unseres Lebens geworden. Mit „Platform Austria“ möchten die Kuratoren die Frage nach der damit verbundenen Entwicklung unserer Städte stellen und den österreichischen Pavillon zur „Plattform der aktiven Auseinandersetzung mit den Potenzialen der Zukunft und deren Architektur machen“.
Was damit konkret gemeint ist, kann vom 22. Mai bis 11. November vor Ort ergründet werden. Wer nicht nach Venedig reisen kann oder möchte, findet interessante Ersatzangebote im Wiener MAK sowie auf diversen Online-Plattformen.

www.platform-austria.org; www.labiennale.org