Auf vier Pfeilern fußt die erstmalige „Steiermark-Schau“, die als Nachfolgern der Landesausstellungen (1959 bis 2006) und den regionale-Festivals (2008, 2010, 2012) vom 9. April bis 31. Oktober zu sehen ist.  Nach dem Museum für Geschichte (mit dem Motto „was war“) und dem Volkskundemuseum („wie es ist“) - wir berichteten - stellte nun das Kunsthaus Graz Details seines Teilprogramms vor: „was sein wird“, will man dort zeigen und „Von der Zukunft und den Zukünften“ erzählen, wie es im Untertitel heißt.

Der Plural ist laut Kunsthaus-Leiterin Barbara Steiner bewusst gewählt, man wolle" multiperspektivisch, mit enormer Bandbreite und im Wettstreit miteinander" die vielen diversen Zukunftsideen zeigen, die ab den 90ern an die Stelle eines einzigen großen Zukunftsentwurfs getreten sind. Das sollen utopische Ansätze, wie sie etwa im technischen und digitalen Bereich vorherrschend sind, genauso sein wie dystopisch oder skeptische oder sich auf alte Werte beziehende Überlegungen. Aber es sollen laut Steiner in jedem Fall „kühne, visionäre, vielleicht auch verstörende Versionen von Zukunft" gezeigt werden.

„In der Gegenwart werden die Weichen gestellt“, sagt Hausherrin Steiner über den eigentlichen Ausgangspunkt jeder Zukunft, der auch in den anderen Teilen der „Steiermark-Schau“ beleuchtet wird  - auch im mobilen Pavillon, in dem zuerst in Wien, danach in Hartberg, Spielberg, Schladming und Bad Radkersburg dargestellt werden soll, „wer wir sind“.

Auch wenn man gerade in Zeiten wie Corona demonstriert bekommt, „wie ungewiss und ein Stück weit unbeherrschbar die Zukunft ist“, so will Steiner mit den Co-Kuratoren Katrin Bucher Trantow und Martin Grabner in ihrer Ausstellung  „wegweisende Szenarien für ökonomische, ökologisch, gesellschaftliche, politische und kulturelle Entwicklungen entwerfen“ und im besten Fall mitgestalten Man tut das mit 92 Künstlerinnen und Künstlern, „weil künstlerische Arbeit schon dem Wesen nach zukunftsorientiert ist“, und 203 lokalen Projektpartnern aus vielen Disziplinen und Forschungssparten, weil der Austausch zwischen den Abteilungen des gesamtverantwortlichen Universalmuseums Joanneum ebenso fruchtbar sei wie mit Externen, „da haben sich viele neue und oft erstaunliche Partnerschaften ergeben“. Jedenfalls wolle man „Netzwerke nutzen und Netzwerke schaffen“, betont Steiner.

Kunsthaus-Leiterin Barbara Steiner
Kunsthaus-Leiterin Barbara Steiner © UMJ/Lackner

Katrin Bucher Trantow und Martin Grabner erläuterten bei der virtuellen Pressekonferenz für ihre Parts die Ideen zur Schau, „die im Heute das Morgen erkennen lassen“. Das Kunsthaus soll jedenfalls eine „Plattform des Wissensaustausches“ werden, auf der man wesentliche Themen der Zeit präsentieren kann: Bildung und Arbeit, Bauen und Wohnen, Energie und Mobilität, Digitalisierung und Infrastruktur, Klima, Ressourcen und Umweltschutz im urbanen wie ländlichen Raum…

Vom Foyer über die Ausstellungsräume bis hin zur Needle: Auf 3000 Quadratmetern werden mögliche kreative Antworten gesucht und gezeigt auf die Frage, „was sein wird“. Und sogar auf dem Vorplatz des Kunsthauses: Dort baut Alfredo Barsuglia zusammen mit Schülerinnen und Schülern der Ortweinschule gerade eine kleine Kunsthalle. Die urbane Skulptur, die gleichzeitig als experimenteller Kunstraum fungiert, öffnet immer dann, wenn das eigentliche Kunsthaus zu ist.

Die Vielstimmigkeit, mit der man die Zukunft und die Zukünfte bespricht, soll auch in einem auf das Publikum abgestimmten Begleitprogramm mitschwingen – mit themenspezifischen Nächsten, Workshops, Diskussionen, Vorträgen, Podcasts, Spaziergängen und Exkursionen.

Alois Mosbacher, "Hole Hilfe!", Kohle und Öl auf Leinwand, 150 x 200 cm. Aus der Serie New Order, 2008
Alois Mosbacher, "Hole Hilfe!", Kohle und Öl auf Leinwand, 150 x 200 cm. Aus der Serie New Order, 2008 © Mosbacher

Für Kulturlandesrat Christopher Drexler soll „mit diesem Dreiklang – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“, der in den drei Joanneum-Häusern angestimmt wird, „eine große Reflexion des Steirischen erfolgen", damit sollen wesentliche Fragen der Zeit gestellt werden. Und der Grazer Kulturstadt Günter Riegler freut sich, dass im von Stadt und Land co-verantworteten Kunsthaus quasi eine „Staffelübergabe“ erfolgt, hat doch das Grazer Kulturjahr 2020, das wegen Corona noch bis September läuft, mit dem Generalmotto „Wie wir leben wollen“ Wesensverwandtschaft zur „Steiermark-Schau“.