
Es ist der dritte Lockdown, der über Ihre Ausstellungen hereingebrochen ist. Im letzten Frühjahr im Belvedere und danach zwei Mal im Kunsthaus und Künstlerhaus in Graz. Wie sehr ärgert Sie das?
Herbert Brandl: Ärgern bringt ja nichts, aber es ist schwer, das zu verdauen. Denn man arbeitet dafür, dass es auch gesehen wird. Für mich waren es drei wichtige Ausstellungen. Grundsätzlich brauche ich den Rummel bei den Ausstellungseröffnungen eigentlich nicht, aber es ist natürlich schön, wenn die Ausstellungen gesehen werden.
Eine Erkenntnis hat Corona zumindest gebracht: Kunst im Netz kann kein Ersatz sein. Wie geht es Ihnen mit dem fehlenden Zugang zum Live-Erlebnis Kunst?
Herbert Brandl: Ich schau mir selbst viel Kunst im Netz an, die ich live nie sehen werde, weil ich nicht so in der Welt herumfliege. Aber natürlich kriegt man so nie das Ganze mit. Als Jugendlicher habe ich mich immer extrem gefreut, wenn ich die Bilder aus den Kunstzeitungen einmal live gesehen habe. Wenn man die sieht – wow, was für ein total tolles Erlebnis! Vielleicht ist das jetzt auch wieder so? Andererseits hat Peter Weibel, einer meiner Lehrer an der Hochschule für Angewandte Kunst, gesagt: Die Zeit ist vorbei, das wirkliche Ding zu sehen, es geht nur noch um die Virtualität. Das ist eine spannende Debatte, und gerade im Lockdown war seine These ja wieder topaktuell.