Das Land Steiermark vergibt in Kooperation mit dem Haus der Architektur (HDA) zur Förderung und Anerkennung beispielgebender Leistungen auf dem Gebiet der Architektur den Architekturpreis. Dieser wird öffentlich ausgeschrieben und von einem Kurator begleitet.

Der von der Steiermärkischen Landesregierung bestellte Kurator Phineas Harper aus London hat die Einreichungen beurteilt und für die Zuerkennung des Architekturpreises des Landes Steiermark 2019 das Architekturbüro Feyferlik/Fritzer für das Projekt Basilika & Geistliches Haus Mariazell vorgeschlagen. Die Steiermärkische Landesregierung ist dieser Empfehlung auf Antrag von Kulturlandesrat Christopher Drexler gefolgt. Der Architekturpreis ist mit einem Preisgeld von 10.000 Euro dotiert und wird im Zweijahresrhythmus vergeben.

© Pressefoto/Paul Ott

Die Begründung des Kurators über das Projekt von Wolfgang Feyferlik (61) und Susanne Fritzer (51): „Die Basilika Mariazell ist eine der wichtigsten religiösen Destinationen Österreichs und zählt mit rund einer Million Pilgern pro Jahr zu den meistbesuchten katholischen Stätten der Welt. Seit fast drei Jahrzehnten befassen sich Feyferlik/Fritzer schrittweise mit akribischen Untersuchungen und Eingriffen in die Architektur, wobei die Struktur der Basilika Stück für Stück angepasst und verbessert wurde. Mit einem einzelnen Kleinauftrag für die Installation exquisit dezenter Lampen in einem Hinterhausraum für Priester, begannen Feyferlik/Fritzer vor 25 Jahren, den Bau in neue Höhen zu heben. Ihre architektonischen Eingriffe sind weder einzelne, großartige Gesten noch strenge, kalte Restaurierungen, sondern eine raffinierte Mischung aus sorgfältigen Upgrades und Ausschmückung. Wertvolle Sammlungen sind jetzt zum ersten Mal ausgestellt. Neue und aufregende, bizarre Aufführungsräume wurden an unwahrscheinlichen Orten eröffnet. Geniale Details wie eine Reißverschlussmembrantür und eine aufklappbare Treppe sorgen für eine fröhliche Atmosphäre ganz ohne Kitschfaktor. Die Basilika ist ein Bau, der die Konventionen der modernen urbanen Praxis herausfordert. In Anbetracht der drohenden Klimakatastrophe, die Planer jeder Couleur zwingt, ihre Einstellung zu Material und Bau zu überdenken, bietet das Projekt ein faszinierendes Beispiel für langsame Architektur — Entwurf und Gestaltung, die sich im Laufe der Zeit schrittweise entfalten. Sollte die Zukunft der Architektur weniger darin bestehen, dass Stararchitekten Städten ihren Stempel aufdrücken, sondern vielmehr darin, Gemeinden und ihre Gebäude kontinuierlich an die sich ändernden Bedürfnisse anzupassen, so ist dieses Projekt ein nachhaltiger Präzedenzfall für die Disziplin. Seine Bedeutung resultiert aus einer langfristigen Beziehung zwischen einem leidenschaftlichen Bauherren und einem umsichtigen Architekturbüro, sowie dem handwerklichen Geschick und der ruhigen Hand eines Teams, das ohne den eiligen Drang nach Ruhm oder Reichtum vor Ort tätig ist. Das Ergebnis ist ein dynamisches Stück Architektur, das vor gestalterischen Elementen nur so strotzt, die weit über eine konventionelle Restaurierung hinausgehen und einen generativen räumlichen und materiellen Dialog ermöglichen.“

Wolfgang Feyferlik erklärt Kurator Phineas Harper das Langzeitprojekt
Wolfgang Feyferlik erklärt Kurator Phineas Harper das Langzeitprojekt © HDA/Angela M. Lehner

„Verfolgt man den Gestaltungsprozess rund um die Basilika und das Geistliche Haus Mariazell über die Jahre, wird einem der wichtigste Wallfahrtsort Österreichs Zug um Zug räumlich nähergebracht und wird in seiner Vielschichtigkeit erlebbar gemacht", sagt deer zuständige Landesrat Christopher Drexler (ÖVP). " Ich gratuliere dem Team des Architekturbüros Feyferlik/Fritzer zum Architekturpreis 2019, den sie mit einem Projekt, das ein großer Wurf ist, indem es auf große Gesten verzichtet, wahrlich verdienen. Vorbildhaft und mit viel Feingefühl haben sie mit ihren gestalterischen Maßnahmen einzigartiges Kulturerbe in seinen Funktionen und seinen Anforderungen unterstützt und damit zu einem Teil der Baugeschichte werden lassen,“ betont der Kulturlandesrat.

© Pressefoto/Paul Ott

Anerkennungen für zwei weitere Projekte: Um dem hohen Niveau der Einreichungen gerecht zu werden, wurden per Beschluss der Landesregierung, der Empfehlung von Kurator Phineas Harper folgend, über die Verleihung des Architekturpreises 2019 hinaus zwei Anerkennungen (ohne Dotierung) ausgesprochen. Diese gehen an reitmayr architekten für das Projekt „Peterskirche Stift St. Lambrecht“ sowie an Markus Jeschaunig – Agency in Biosphere für das Projekt „Portalgestaltung Wolfgangikirche“.

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