Im Lauf der Jahre erreichten den Künstler etliche falsch adressierte Briefe und Postkarten, wie etwa eine Sendung an Herrn Jan Jung. Die Sammlung falsch zugestellter beziehungsweise adressierter Post nahm Jun Yang in eine sechsteilige Künstlermonografie auf, die seine Arbeit der letzten 20 Jahre dokumentiert, aber auch jene namensgleicher Künstlerinnen und Künstler, etwa die Malerei des in San Francisco lebenden Koreaners Jun Yang.

In der von Kunsthausleiterin Barbara Steiner und Jun Yang eingerichteten Werkschau dekliniert der Künstler in zahlreichen Varianten Fragen um seine Identität respektive die als Künstler. Dabei werden auch immer wieder Stereotype des wechselseitigen Verständnisses zwischen Asien und dem Westen aufgenommen. 1975 im chinesischen Qingtian geboren, kam Yang mit seiner Familie 1979 nach Wien. Hier und in Amsterdam studierte er bildende Kunst. Auf die immer wieder gestellte Frage nach seiner Herkunft antwortet er, längst österreichischer Staatsbürger, meist in der Art: „Ich bin aus Taiwan, Japan, China und Wien.“



Wenn in der Kunst gemeinhin das Werk mit einer Autorin, einem Autor identifiziert wird, unterwandert Jun Yang dieses Prinzip in der aktuellen Schau nicht allein dadurch, dass etwa auch Kollegen und Kolleginnen wie Yuki Okumura oder Oliver Klimpel mit Werken vertreten sind, sondern auch mittels gemeinsamer Arbeiten, an denen Autorschaft oder Unterscheidungen zwischen Design, freier oder angewandter Kunst nahezu obsolet werden. Auf einer großformatigen Fotografie, aufgenommen 2015 in Guangzhou, sind drei Männer und zwei Frauen zu sehen. Alle tragen den Namen Jun Yang. In welchem Zusammenhang ist es nun wichtig zu wissen, wer (der) Künstler ist?

Ausstellungsansicht "Jun Yang"
Ausstellungsansicht "Jun Yang" © Universalmuseum Joanneum/N. Lackner



Unauflösbare Diskrepanzen zwischen Original und Kopie, die gleichermaßen von kulturellen Identitäten handeln, sind in einer Filmreihe thematisiert, in der chinesische Nachbauten wie die Wiener Secession zu sehen sind. Damit verbunden ist im Kunsthaus eine Installation, die an blaue chinesische Kacheln erinnert. Abermals verkehrt Yang die Klischees, wenn von einem chinesischen Tuschemaler Grazer Postkartenmotive stilgerecht für eine Tapete nachgezeichnet wurden.
Weil sie ein Zeichen der Bourgeoisie waren, durften während Maos Kulturrevolution die traditionellen roten Lampions in China nicht verwendet werden. Außerhalb Chinas wurden sie dagegen zum kulturellen Symbol. Rote Laternen in der Needle des Kunsthauses erinnern an Jun Yangs Kindheit in Österreich: Man brauchte nur „drei rote Laternen, um ein Chinarestaurant zu schaffen“.

Infos: www.museum-joanneum.at