So also sieht das aus, wenn ein Haus aus allen Nähten platzt. Menschentrauben im und vor dem Forum Stadtpark, Gedränge „fast wie am Life Ball“, wie eine Besucherin feststellte, und das vom frühen Abend bis spätnachts: Beim ersten Festakt zum 60-Jahr-Jubiläum der Institution für Gegenwartskunst war das Forum Stadtpark am Dienstag eindeutig der Mittelpunkt von Graz.

Durchaus kann man das auch als Manifest der heimischen Kulturszene sehen: Das immer wieder einmal rechtspopulistischen Flachsalven ausgesetzte Haus funktioniert auch ohne Cafébetrieb als Publikumsmagnet; Beweis erstellt. 60 Jahre bieten reichlich Platz für Generationen. Dem Festakt und der Ausstellungseröffnung von Gründungsmitglied Gustav Zankl wohnten auch Forum-Veteranen wie Alfred Kolleritsch, Eilfried Huth, Dieter Glawischnig nebst Kulturhäuptlingen von herbst-Intendantin Ekaterina Degot bis Theaterholding-Chef Bernhard Rinner, Kulturlandesrat Christopher Drexler und Kulturstadtrat Günter Riegler bei, der - hübscher Gag am Rande - als Geburtstagsgeschenk ein Kaffeesiedeset mitbrachte.

Weil Forum-Chefin Heidrun Primas dem Haus zum gegebenen Anlass die Auseinandersetzung mit der Freiheit der Kunst verordnet hatte, standen bei allen Zuneigungsbezeugungen nicht Feierseligkeit und Nabelschau im Zentrum des Abends.

Um Zankls Vernissage als Herzstück der Feier vollzog die zweite liga für kunst und kultur in einem sinnfälligen Performance-Akt eine Alienlandung vor dem Stadtparkbrunnen, dankte Max Höfler in einer sarkastischen Maulkörbchen-Performance den oft genug fetischisierten Almosengebern der Kunst. Und gruppierten sich KünstlerInnen und Kulturschaffende aus nah und fern zu einer auch in ihrer intellektuellen Vielstimmigkeit signifikanten „Rede der vielen“, in der einerseits „Aufbruchsorientiertheit“ (Günther Holler-Schuster) und „Möglichkeitsraum“ (Astrid Kury) gepriesen wurden, die das Forum seit sechs Jahrzehnten bietet. Andererseits kam der „repressive Liberalismus“ im Kontext zunehmender bürokratischer Kontrollmaßnahmen im Kulturbetrieb (Barbara Steiner) ebenso zur Sprache wie, aus der Erfahrung von Diktatur und Krieg, die ambivalente Wesenheit der „Freiheit als Schwester der Willkür“ (Zankl).

Primas' Auftrag, zum Finale des Abends „in den neuen Tag und in die nächsten 60 Jahre“ zu tanzen, darf als erfüllt gelten. Rück- und Ausblick zum Jubiläum werden fortgesetzt: Eine Veranstaltungsreihe behandelt bis November 2020 Gründungsphase und Zukunft des Forums.

www.forumstadtpark.at