Wie jeder ordentliche amerikanische Traum beginnt natürlich auch dieser in einer Garage. Ebendort, in Kalifornien, zauberte in den 1920er-Jahren ein junger Trickfilmzeichner namens Walt Disney zunächst ein Kaninchen namens Oswald aus dem Hut. Doch da es um den Nager heftige Streitigkeiten mit einem Unternehmen namens Hollywood gab, schuf der einfallsreiche Mann flugs ein neues Tier: Mortimer, die Maus. Die Maus war okay, doch der Name passte Frau Disney nicht. Mortimer klinge viel zu überheblich, befand die resolute Dame. Man einigte sich schließlich auf Michael, kurz Mickey - und somit war jener Mäuserich geboren, auf dem das spätere milliardenschwere Disneyimperium fußen sollte.

Erste Hauptrolle

Genau vor 90 Jahren, am 18. November 1928, läutete dann die offizielle Geburtsstunde. An diesem Tag wurde im New Yorker Colony Theatre am Broadway der Zeichentrickfilm „Steamboat Willie“ mit Mickey Mouse in der Hauptrolle gezeigt. Ein Trickfilm mit Musik, eine Sensation! Und Mickey, der sich später zum angepassten Biedermann entwickeln sollte, war damals noch ein anarchischer, frecher Freigeist, der die wilde Zügellosigkeit des Jazz Age widerspiegelte. Bald war die Disney-Maus Everybody's Darling - jenseits von Gut und Böse. „Ich schenke dem Führer zwölf Micky-Maus-Filme zu Weihnachten“, notierte Joseph Goebbels 1937 in sein Tagebuch. „Er ist ganz glücklich über diesen Schatz.“ Inwieweit diese Verehrung auf Gegenseitigkeit beruhte, war lange Zeit Gegenstand heftiger Debatten, wurde doch Walt Disney immer wieder rassistischer Tendenzen beschuldigt.

„Ich hoffe, dass wir eine Sache nie aus den Augen verlieren“, sagte Walt Disney einmal. „Dass alles mit einer Maus begann.“ Dieses Zitat hängt auch an der Wand eines Pop-up-Museums in New York, das zu Ehren des 90. Geburtstages der Comic-Ikone heute in New York eröffnet wird. Wer übrigens glaubt, dass der Mäuserich aus der Mode gekommen ist, der irrt: Mickey Mouse hat auf Facebook 14 Millionen Freunde.