Diese Bilder leben nicht vom Understatement, sondern springen ihre Betrachter förmlich an. Es sind meist schrille, bunte Gemälde mit expliziten Inhalten, die sich an den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Bedingungen eines Staates abarbeiten, diese Auseinandersetzung in vor Kraft und Vitalität vibrierende Szenerien fassen. Dass die visuellen Eindrücke den Betrachter im Kunsthaus förmlich erschlagen, war durchaus intendiert. Man hätte die weitläufigen Räumlichkeiten zu diesem Zwecke ruhig noch mehr vollstellen können.

In Anlehnung an Fiston Mwanza Mujilas Roman „Tram 83“ installierte man auf zwei Etagen eine fiktive afrikanische Stadt, unterteilt in Kapitel (wie „Bar“, „Straße“, „Ausbeutung“), die sich untereinander durchdringen und vermischen. So wie eben öffentliches und privates Leben in einer afrikanischen Gesellschaft nicht auf dieselbe Weise getrennt sind wie im „Westen“.

Dieser Westen hat die Kunst Afrikas in den vergangenen Jahren für sich entdeckt. Große Ausstellungen in Brüssel und Paris zeugen von einem gesteigerten Interesse, kongolesische Künstler am Kunst- und Museumsmarkt anzudocken. Vertreter der „Peinture Populaire“ wie Chéri Samba konnten sich als Stars etablieren, die mittlerweile längst über die Landesgrenzen hinaus leuchten. Der Titel „Congo Stars“ bezieht sich aber nicht nur auf den Status, den die Künstler genießen, sondern auch auf die diversen Sterne der Nationalflagge, die in der extrem wechselhaften Geschichte der Demokratischen Republik Kongo (ehemalig Belgisch-Kongo, ehemalig Republik Kongo, ehemalig Zaire) sich öfter einmal geändert hat.

Der anregende Schock, den diese politisch und häufig sexuell aufgeladenen Bilder verabreichen, lässt fast vergessen, wie viel Europäisches in diese im Grunde postkoloniale Kunst eingehegt worden ist. So war die Idee, die Leinwand als Medium zu verwenden, ebenso ein Import wie diverse Kunstlehrer. Zwei Österreicher, Peter Weihs und Oswald Stimm, waren jahrzehntelang an der Académie des Beaux-Arts in Kinshasa tätig. Die vielfältigen Beziehungen zwischen Kongo und Österreich sind ein weiterer Handlungsstrang der Schau. Den Umstand, dass Österreich – zumindest offiziell – keine große koloniale Vergangenheit hatte, machte man sich in Wien einst schlau politisch zunutze.

Afrika gilt in mehrfacher Hinsicht als der zukunftsträchtigste Kontinent. Es ist derzeit die größte Spielwiese für den internationalen Kapitalismus und seine Mechanismen der Ausbeutung, aber auch ein Kontinent, der von innen heraus kühne Perspektiven erzeugt. Die Fäden des Afrofuturismus, und seine brisante Gemengelage zwischen Eskapismus und Utopie, greifen etwa die Modellbauten des 2015 verstorbenen Bodys Isek Kingelez auf, eines Superstars der Kunstwelt in spe. Und diese Kunst will mit jeder Faser kommunizieren: Sie kritisiert, provoziert, analysiert auf eine – trotz zahlreicher Anspielungen – allgemein verständliche Weise. Unter diesem Blickwinkel funktionieren die „Congo Stars“ als quicklebendige Ergänzung des „Volksfronten“-Programms des steirischen herbsts.