In der heuer 120 Jahre alten Secession riecht es auch nach Abschluss der Renovierungsarbeiten noch sehr "neu". Das liegt vor allem daran, dass sich Hamilton dazu entschlossen hat, den ebenerdigen Raum nahezu zur Gänze mit auch olfaktorisch präsenten Kunststoff-Kacheln mit aufgedrucktem Schottenmuster auszukleiden. "Ich lande oft dabei, den Raum einfach zu bedecken", sagte die 1978 in London geborene Künstlerin bei der Presseführung am Donnerstag durch ihre erste Einzelausstellung in Österreich. Gebrochen wird das wiederkehrende Muster der "gigantischen Installation", wie es Secessions-Präsident Herwig Kempinger ausdrückte, etwa mit überdimensionalen Schmetterlingen an den Wänden, mit in dem riesigen Raum verloren wirkenden androgynen Schaufensterpuppen und an Hashtags erinnernde Metallinstallationen.

Sie habe sich in Reaktion auf den Raum auch für ein Spiel mit Größenverhältnissen entschieden, so Hamilton, die den schwarz glänzenden, teils in 1980er Jahre Mode gewandeten Figuren, oder einem lebensgroßen Pop-up des jungen Karl Lagerfeld in lasziv-liegender Pose rätselhafte kleine Objekte - von Kartoffeln bis zu Haushalshelfern - zugeordnet hat. Sie habe versucht "einen Raum zu schaffen, in dem alle Antworten existieren können", sagte Hamilton, die das Aufeinandertreffen von Betrachter und Werk vor allem als "performativen Akt" versteht.

In der Galerie im Untergeschoß der Secession stellt die 1977 in Frankfurt am Main geborene Anne Speier Malerei, Druck und Skulpturales nebeneinander. Auch als Auseinandersetzungen mit dem Raum und Gebäude selbst seien die Arbeiten gedacht, wie die Künstlerin betonte, die im Fachbereich für Objekt-Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien unterrichtet. Das Spiel mit Hierarchien innerhalb der Kunst und verschiedenen Sichtweisen darauf zieht sich durch die drei Räume der Schau, wo Speier auch in einer an Szenen einer fiktiven Schulaufführung angelehnten Bilderserie darüber sinniert, was guten und schlechten Geschmack ausmacht und "was Kunstbildung eigentlich sein kann".

Ihr erstes gemeinsames Projekt zeigen der britische Künstler James Richards und die US-Amerikanerin Leslie Thornton zwei Etagen darüber. Die in transatlantischer Zusammenarbeit - Zeitzonen-begünstigt sozusagen in natürlichen Tag- und Nachtschichten - 2016 entstandene Videoinstallation mit dem zur Arbeitsweise passenden Titel "Crossing" verbindet "Found footage", also ad-hoc gedrehte Filme, mit Material aus dem Fundus der beiden Filmemacher und Medienkünstler. Die Collage bewegt sich zwischen manisch wirkenden Bildfolgen auf teils sechsfach geteiltem Bildschirm und alltäglichen, durchaus entschleunigten vielfach durch Bildfilter verfremdete und sorgsam mit Geräuschen und Musik unterlegten Aufnahmen.