"Die Welt im Fluss" nennt die Albertina ihre große Claude-Monet-Ausstellung im Untertitel. Anhand von 100 Gemälden wird ab 21. September der Lebensweg des französischen Impressionisten nachgezeichnet, der ihn entlang der Seine von Paris bis nach Giverny führte, wo er seinen Lebensabend verbrachte und die berühmte Seerosen-Serie schuf, aus der einige Werke auch nach Wien finden.

Der Garten in Giverny gehört heute der Academie des Beaux-Arts und verzeichnet jährlich über 600.000 Besucher, die durch Monets Haus, das zu einem Museum umgewandelt wurde, und die beiden Gärten strömen. Der einen Hektar große Blumengarten "Clos Normand" ist acht Monate im Jahr geöffnet und trägt in dieser Zeit unterschiedlichste Blüten, während der Wassergarten im japanischen Stil neben dem berühmten Seerosenteich mit Weiden und Bambus den Ruhepol bildet.

"Das ist kein normaler Garten, es ist das Meisterwerk eines Genies", sagt Hugues Gall, Direktor Fondation Claude Monet, und blickt auf jene Farbexplosion, die sich den zahlreichen Besuchern von Monets Garten in Giverny an diesem Spätsommertag bietet. Der ehemalige Direktor der Opera de Paris beschreitet die Pfade, die sich durch die Blütenpracht schlängeln, beinahe so ehrfürchtig, als würde er durch eines von Monets Gemälden wandeln. Marcel Proust beschrieb Giverny nach der Betrachtung der dort entstandenen Bilder als "einen Garten, der mehr aus Tönen und Farben als aus Blumen besteht".

"Die Natur war sein Labor", weiß auch Marianne Mathieu, Vizedirektorin und Sammlungsleiterin des Musee Marmottan in Paris, das vor allem das Spätwerk des französischen Impressionisten beherbergt und der Albertina 40 Werke für die Schau geliehen hat. Betrachtet man die zahlreichen Variationen der Seerosen, die Monet im Laufe der Jahrzehnte geschaffen hat, wird jedoch deutlich: "Auf keinem Bild sieht man, wie der Garten aussieht." Vielmehr sind es kleine Ausschnitte, die der Maler auf große Leinwände gebannt hat, weite Perspektiven finden sich im Gegensatz zu früheren Werken wie etwa dem berühmten "Impression, Sonnenaufgang" aus dem Jahr 1872 nicht mehr. "Er hat das Wasser als Spiegel des Lichts in den Fokus gerückt", so Mathieu. Das schlägt sich vor allem in der umfassenden "Nympheas"-Serie - also den berühmten Seerosen - nieder.

44 Jahre

Beginnend mit dem Jahr 1883 lebte Monet 44 Jahre - bis zu seinem Tod im Jahr 1926 - in Giverny. Bis er seinen Garten, der nach den genauen Plänen des Künstlers angelegt wurde, das erste Mal in einem Werk verewigte, dauerte es jedoch mehrere Jahre. Vielmehr war es zunächst die Umgebung des Anwesens, das Seine-Ufer mit seinen großen Weiden oder umliegende Felder, die Monet studierte. Auch Reisen unternahm der Künstler, der erst etwa ab den 1890er Jahren gut von seiner Kunst leben konnte, zunächst weiterhin. Doch je üppiger der Garten wurde und sobald er den Wassergarten im japanischen Stil angelegt hatte, desto lieber blieb er zu Hause, wie Gall erzählt.

Augenerkrankung

Im letzten Jahrzehnt vor seinem Tod schuf er in einem auf dem Areal eingerichteten Atelier jene Werke, die als "Grandes Decorations" bekannt sind. Große Leinwände, die der Innenausstattung von Auftraggebern dienten und dessen bekannteste Serie in Paris einen ovalen Saal in der Orangerie ziert. Doch eine Augenerkrankung schränkte Monet ab 1912 massiv ein. Jene Werke, die in dieser Zeit entstanden, blieben lange unter Verschluss.

Im Jahr 1966 vermachte schließlich Monets Sohn Michel der Academie des Beaux-Arts den gesamten Nachlass: Neben dem Haus und dem Garten in Giverny umfasste dieser auch die Sammlung der späten Gemälde. Und so wurde im Untergeschoß des Musee Marmottan ein eigener Monet-Saal geschaffen, in dem nunmehr rund 70 Prozent des Bestands gezeigt werden können. Der Besucher wandert dabei entlang der Lebenslinie des Künstlers, Werke aus frühen Schaffensperioden wie "Boulevard des Capucines" (1873) und "Der Handelshafen von LeHavre" (1874) sind genauso zu sehen wie die berühmten Seerosen, darüber hinaus gibt man mit ins Abstrakte gleitenden Werken wie "Die japanische Brücke" (1918-1924) oder "Der Rosenweg" (1920-1922) Einblicke in die letzte Schaffensperiode des Künstlers, als dieser bereits an Grauem Star erkrankt war.

"Fest steht, dass er diejenigen Bilder, die heute noch erhalten sind, auch für gut befunden hat", so Mathieu. Nach einer Augenoperation habe er nämlich alle Werke der vergangenen Jahre noch einmal gesichtet und jene vernichtet, die nicht seinen Vorstellungen entsprachen, erklärt sie.

Aus der Albertina selbst stammt das Bild "Der Seerosenteich" aus der Sammlung Batliner - eine der Vorarbeiten für jene Werke, die sich in der Orangerie in Paris befinden. Weitere Leihgaben stammen aus über 40 internationalen Museen und Privatsammlungen wie dem Musee d'Orsay Paris, dem Museum of Fine Arts Boston, der National Gallery London, dem National Museum of Western Art Tokyo oder dem Pushkin Museum Moskau. Die Ausstellung - die erste große Monet-Schau seit über 20 Jahren in Wien - hat aufgrund des zu erwartenden Besucheransturms täglich bereits ab 9 Uhr früh geöffnet.