Bleibt er, bleibt er nicht? Der Obelisk des nigerianisch-amerikanischen Künstlers Olu Oguibe steht seit der 14. Auflage der weltbekannten Ausstellung für moderne Kunst im Vorjahr mitten in der Kasseler Innenstadt. Die vier Seiten des Monuments sind in den Sprachen Deutsch, Englisch, Türkisch und Arabisch mit dem Zitat "Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt" beschriftet. Ob der Obelisk nun dort stehenbleibt, soll heute, am 18. Juni, vom Kasseler Stadtparlament entschieden werden.

Jede documenta hinterlässt im Kasseler Stadtbild Spuren. Oft sind es Publikumslieblinge, die über Spenden angekauft werden. Der Obelisk ist eine 16 Meter hohe Steinsäule, die sich mit dem Thema Flucht beschäftigt und auch durch ihre Schlichtheit provoziert.

Nur einen Tag nach Beginn der Spendensammlung und Bekanntwerden des angepeilten Preises von 600.000 Euro schrieb ein Mann mit Farbe auf das Kunstwerk: "600.000 Euro? Seid ihr blöd?" Es folgte eine Debatte über den Wert von Kunst, dann über einen geeigneten Standort.

Eine lang anhaltende Debatte über den Wert von Kunst entzündete sich an Olu Oguibes Obelisk
Eine lang anhaltende Debatte über den Wert von Kunst entzündete sich an Olu Oguibes Obelisk © Rabax63/Wikimedia Commons

Während die Stadt den Königsplatz für weitere Ausstellungen freihalten will, teilte der Künstler mit, der Obelisk sei nur "für diesen Standort konzipiert". Die Spendenaktion selbst blieb weit hinter den Zielen zurück - 126.000 Euro waren es am Ende. Oguibe akzeptierte die Summe jedoch - und schlug vor einer Woche einen Kompromiss in der Standortfrage vor. Die Säule solle vorerst auf dem Königsplatz bleiben, später aber vor den geplanten Neubau eines documenta-Instituts an der Uni umziehen.

Damit war wieder alles offen, nachdem die Stadt zwischenzeitlich mitgeteilt hatte, dass es voraussichtlich zu keiner Einigung kommen werde. Eine klare öffentliche Position in Sachen Obelisk fehlt aber bis heute. Für die Sitzung des Stadtparlaments stehen allein drei Anträge zu dem Kunstwerk auf der Tagesordnung. Die Bandbreite der Forderungen reicht von "Abbauen" bis "Stehenlassen". Was mehrheitsfähig ist, ist nicht erkennbar.