In der Featured-Artist-Reihe des Ars Electronica Festivals bespielt heuer das Linzer Kollektiv Time's Up das Untergeschoß des Kunstmuseum Lentos. Die über 100 Mitwirkenden haben mit "Turnton Docklands" ein kleines Zukunftsszenario geschaffen. Charmant und unaufgeregt präsentiert sich ein Stadtteil, in dem wir das Jahr 2047 schreiben und der nach und nach offenbart, was blieb und was neu ist.

Mit viel Liebe zum Detail und handwerklich meisterhaft umgesetzt - in fünf Wochen Aufbauzeit - ist die Szenerie im Lentos. Über eine Holzbrücke betritt man den Stadtplatz, es riecht nach Holz und Schilf, man hört Möwengeschrei und Schiffsgeräusche. Links lockt ein Reisebüro, im Hintergrund die Medusa-Bar, daneben ein Leuchtturm. So weit, so lieblich. Schaut man durch die Lücken im Rollbalken des "Travel - Reisen ohne Grenzen" sieht man allerdings Jobangebote - verstreut über alle Welt. Ausgeschrieben sind Positionen wie "Green helmets" in Madeira, "Trashdetektive" und "Eco system restoration apprenticeships".

In der Bar, die in schwarz-weiß gehalten ist, bestimmen Fischdarstellungen die Wände, über Kopfhörer kann man Dialoge der Stadtbewohner anhören. Verlässt man das Lokal, das übrigens von der ehemaligen Ozeanologin Fenfang Lin betrieben wird, sieht man den Schlaf- und Arbeitsplatz einer Wissenschafterin, die die Fischbestände untersucht und gab es am Stadtplatz nicht eine Ocean recovery farm? Schön langsam dämmert es, dass nicht alles heil geblieben ist in den vergangenen 30 Jahren. Ein großes Warnschild, das wegen schädlicher Auswirkungen auf Mensch und Tier keine Aktivitäten, bei denen man direkt mit Wasser in Kontakt kommt, erlaubt, tut ein übriges.

Neue Berufsbilder, eine neue Art des Reisens, nämlich, um mit seinen Fähigkeiten die Welt zu reparieren und zu bewahren, und ein New Neighbour Integration Bureau, das seit 20 Jahren der Migration den Schrecken nimmt und dazwischen die "Turnton Gazette", eine gedruckte, allerdings durchgehend zweisprachige Zeitung, entwerfen ein Zukunftsszenario nach Klimakatastrophen, das eine immer noch lebenswerte Welt zeigt.

"Wir haben mit großem Mut zur Lücke gearbeitet", sagte Tina Auer von Time's Up. Es sei eine Sammlung an Vorschlägen, was wir in der Zukunft haben wollen. "Wir möchten Lust auf Zukunft schaffen. Es gibt so viel Angst in der Welt gerade", dem wollen die Künstler entgegenwirken. "Turnton Docklands" würde auf Signalen fußen, denn "die gibt es". Ihr Kollege Tim Boykett betonte, dass die 110 Mitwirkenden immer wieder gegenseitig Ideen geliefert hätten und die Besucher eingeladen seien "interaktiv Lückenfüller zu finden".

Das 1996 gegründete Kollektiv Time's Up ist im Linzer Hafen verankert und schafft seit rund zehn Jahren begehbare Erzählungen. "Turnton Docklands" wird 2018 weiter wandern nach Malta.