Wer dieser Tage ins Südkärntner Städtchen Bleiburg kommt, wird im Stadtzentrum mit großflächigen Transparenten konfrontiert, auf denen Kindergesichter zu sehen sind. Sie verhängen Hausfassaden und weisen auf die Doppelausstellung im Werner Berg Museum hin, die am Freitag der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Schon während der Aufbauphase regten die Plakate auf. Die Künstler: Gottfried Helnwein und Werner Berg, ihre Themen: "Kind" bzw. "Kinder".

Erdgeschoß und erster Stock des Museums sind Helnwein gewidmet, die Palette reicht von seinen Schockbildern aus den siebziger Jahren bis zu großflächigen neueren Arbeiten, die anhand von Kinderfiguren vor allem das "Desaster" des Krieges thematisieren. Helnwein selbst sagt zu seinen Arbeiten: "Ich will mit meinen Bildern und Aktionen die Menschen aus ihrer Eingefrorenheit lösen, wenn auch nur eine Sekunde lang, will sie verunsichern und zu spontanen Reaktionen hinreißen. Verunsichern, aber nicht destruktiv. Die logische Denkfähigkeit soll zugunsten totaler Selbstöffnung kurz trockengelegt werden."

Legendäres Cover

Natürlich dürfen die bekanntesten Motive Helnweins nicht fehlen, etwa das legendäre Plattencover für das Scorpions-Album "Blackout". Den meisten Raum nehmen aber Kinder-Bilder ein, viele davon mit verbundenen Augen, manche mit einer Waffe in der Hand. Dass auch der Hauptplatz durch die Großtransparente zum Ausstellungsraum gemacht wurde, passt zu den Arbeiten des Künstlers, stößt aber offenbar nicht auf ungeteilte Zustimmung. "Ich habe eine Anzeige bekommen, und zwar wegen Verbreitung von kinderpornografischem Material", sagte Arthur Ottowitz, Direktor des Museums, am Freitag gegenüber der APA. Bei Betrachtung der Bilder erschließt sich dieser Konnex allerdings auch bei größter Anstrengung nicht.

Im zweiten Stock des Museums wird ein - nahezu vollständiger - Überblick über die Kinderbildnisse von Werner Berg geboten. Insgesamt 90 Werke, von Ölbildern über Holzschnitte, Aquarelle und Zeichnungen sowie Skizzen, dokumentieren den hohen Stellenwert dieses Themas im Schaffen des Künstlers vom Rutarhof. Immer wieder tauchen seine Kinder, er hatte fünf, auf den Bildern auf, aber auch der Nachwuchs von Bauern, Bettlern und Taglöhnern aus der Nachbarschaft wurde von ihm gemalt. Überraschenderweise finden sich beim direkten Vergleich mehr Parallelen zwischen dem Expressionisten Berg und dem Hyperrealisten Helnwein, als man vermuten würde. Eines haben die beiden ganz sicher gemeinsam: ihre Kinder lächeln nicht, aus welchem Grund auch immer. Eröffnet wird die Ausstellung "Gottfried Helnwein - Kind"/"Werner Berg - Kinder" am morgigen Samstag.