Was für Kunst im öffentlichen Raum gang und gäbe und als „site specifity“ auch wesentliches Beurteilungskriterium ist, spielt für indoor situierte Kunst selten eine tragende Rolle. In Museum und Galerie sind Auseinandersetzungen mit dem eigenen räumlichen Umfeld selten. In Graz sind ihr derzeit aber gleich zwei Ausstellungen gewidmet.

Die von zweintopf im Forum Stadtpark kuratierte und mit dem Institut für Elektronische Musik und Akustik der Grazer Kunstuni produzierte Schau „Wenn Räume klingen, träumen die Ohren“ ist so poetisch wie ihr Titel. Interdisziplinär wird hier der Ausstellungsraum vermessen: In Texten von Margit Kreidl, die Deutungspotenziale ausloten, in Malereien von Markus Pippan, die den Raum autobiografisch abstecken, und in akustischen Interventionen, die ihn als Instrument nutzen. Von Paul Wolff stammen zwei Kompositionen für Würfellautsprecher, in denen der Raum durch rasches Wechseln der Schallausrichtung gleichsam hörbar wird und die Frequenz der Tonsignale neue Klänge generiert. Am fühlbarsten werden die räumlichen Verhältnisse aber in der Arbeit „Fluidum“ des 2009 verstorbenen Hartmut Skerbisch: energetisch aufgeladen mittels 18 Lichtstrahlern.

Fruchtbarer Boden für die Zusammenarbeit im digitalen Raum: „Iterationen“ im esc medien kunst labor
Fruchtbarer Boden für die Zusammenarbeit im digitalen Raum: „Iterationen“ im esc medien kunst labor © MOHAMMADI

Humus am Boden

Währenddessen folgt das esc medien kunst labor einem abstrakteren Raumbegriff. Auf dem Boden liegt Humus. Nicht primär, um die Vorstellungen von Galerie- und Außenraum land-art-mäßig zu verschmelzen, sondern zur Versinnbildlichung des fruchtbaren Bodens künstlerischer Kooperation im digitalen Raum. Die Ausstellung „Iterationen. Collaboration Contamination“ ist die dritte von vier Stationen eines EU-Projekts, dem auch Medienkunstinitiativen in Brüssel, Barcelona, Amsterdam und Sizilien angehören. Sechs internationale Künstler haben ihre Namen, dem Open-Source-Prinzip multipler Autorenschaft folgend, von den Galeriewänden entfernt, der Idee positiver Kontamination entsprechende Samen ausgestreut und darüber in ebensolcher Sinnbildlichkeit ein Netz aus Jute gespannt.