Im Universalmuseum Joanneum arbeitet man noch an einer Energiestrategie, sagt die kaufmännische Geschäftsführerin Alexia Getzinger. An allen 13 Standorten würden derzeit Einsparungspotenziale erhoben – vom heruntergedrehten Heizkörper bis zur Umstellung auf LED-Beleuchtung. Sogar die Überlegung, mit manchen Museen über Nacht komplett vom Netz zu gehen, stehe im Raum: „Es gibt ja immer wieder energieintensive Ausstellungen mit vielen Screens.“

Ein Temperaturlimit von 19 Grad, wie es kürzlich die Bundeseinrichtungen beschlossen, hat das Joanneum vorerst nicht festgelegt, eventuell werde man aber über Nacht nicht mehr heizen. Dort, wo es zulässig ist, denn: „Bei externen Leihgaben sind die Konditionen in den Leihverträgen genau geregelt – inklusive Luftfeuchtigkeit, Klimatechnik, Temperaturschwankungsbreiten. Wie sich da der Leihverkehr in den Museen entwickelt, wird ohnehin noch eine größere Frage.“

Veränderte Öffnungszeiten, mehr Schließtage, weniger Ausstellungen sind im Joanneum aber vorerst kein Thema: „Wir denken über alles nach“, stellt Getzinger klar, aber die Ultima Ratio sagt, dass wir zuerst alles andere versuchen werden.“

Im Gegensatz dazu denkt „Das andere Theater“ bereits intensiv über Einschränkungen nach. Der Verein betreibt den einzigen unkuratierten Theaterraum in Graz: Das „Kristallwerk“ ist Spielstätte für rund 30 freie Gruppen. Wie viele von ihnen weitermachen können wie bisher, ist offen. Vorerst würde – ausgerechnet während das Publikum nach Corona zur Rückkehr in die Theater motiviert werden muss – wohl bei Ausstattung, Werbung, Marketing gespart, glaubt Vereinssprecherin Katharina Dilena. „Noch hoffen alle, dass sie wenigstens bei ihren Projekten nicht zurückschrauben müssen.“

Der Verein selber ringe darum, den Spielort zu erhalten und Preissteigerungen bei Miete und Energie „nicht auf die Theater abzuwälzen, die sparen eh zu häufig bei sich selber“. Die Mehrkosten, derzeit rund 30 Prozent, würden sich im „Kristallwerk“ ohne Förderanpassung in den nächsten drei Jahren auf 38 Prozent erhöhen, fürchtet Dilena. Eine Folge: „Die eben ausgeschütteten Erhöhungen bei den mehrjährigen Landesförderungen hat die Inflation schon wieder aufgefressen.“

Die IG Kultur Steiermark, Interessensvertretung für mehr als 100 Initiativen in der Steiermark, bestätigt das Dilemma. Zunehmend würden sich besorgte, verunsicherte Mitglieder wegen der Kostensteigerungen durch die Inflation melden, schrieb uns Lidija Krienzer-Radojevic: „Die dauerhaft prekäre Lage von Vereinen wird in der aktuellen Situation noch prekärer und noch unsicherer. Während die Bühnen Graz ihre 8,7 Prozent an Gehaltssteigerung verlangen, schaffen die Künstler:innen und die Kulturarbeiter:innen in der freien Szene seit Jahren nicht einmal die Mindestlohnstandards“.

Das Engagement und die Hingabe für Kunst und Kultur seien in der freien Szene enorm, sagt die Kulturanthropologin, seit 2018 Geschäftsführerin der IG Kultur Steiermark. Die Initiativen rechnen und sparen auf allen Ebenen, um die Kulturprogramme und die Infrastruktur inklusive Personal zu erhalten. Dazu kommen noch die Nachwirkungen der Coronakrise. „Die freie Szene ist für ihre Flexibilität und ihren ideenreichen Umgang mit Krisen bekannt“, betont Krienzer-Radojevic, „doch alles hat eine Grenze“.