„Es galt: Senden um jeden Preis. Der Preis für mich war nur, im Büro zu wohnen. Insofern kein hoher, auch wenn meine Familie Ostern ohne mich verbringen musste. Selten zuvor konnten wir Sendungen so intensiv vorbereiten und reflektieren“, resümiert Tarek Leitner im Gespräch mit der Kleinen Zeitung sein dreiwöchiges Leben im Isolationsbereich auf dem Küniglberg. Und ergänzt: „Schließlich traf man manche Kollegen schon beim morgendlichen Zähneputzen, was sonst ja nur in Ausnahmefällen passiert.“
Der Sender hat die ungewöhnliche Arbeitsweise des ZiB-Teams dieser Wochen mit Gusto zur Heldensaga stilisiert. „Es wurde jedenfalls ORF-Geschichte geschrieben“, findet auch der Anchorman, „denn auf diese Weise haben wir noch nie Sendungen produziert. Und es wurde auch ORF-Geschichte geschrieben, weil es noch nie zuvor ein über so lange Zeit reichendes hohes Zuschauerinteresse gegeben hat. Da war ich natürlich gerne dabei, um diese Kernaufgaben des ORF in einer schwierigen Zeit zu erfüllen.“

Einer der abgeschotteten Aufenthaltsräume im ORF-Zentrum: In sendungskritischen Bereichen wurden abgeschlossene Isolationsbereiche geschaffen
Einer der abgeschotteten Aufenthaltsräume im ORF-Zentrum: In sendungskritischen Bereichen wurden abgeschlossene Isolationsbereiche geschaffen © ORF

Morgen Abend können Johannes Marlovits und Susanne Höggerl nach der Präsentation der „Zeit im Bild“ den Isolationsbereich also verlassen. Doch wie geht es nun weiter? Zwei fixe Teams, die einander während der Arbeit nicht begegnen, sollen sicherstellen, dass im Fall einer Corona-Erkrankung der reibungslose Sendebetrieb gewährleistet ist.
Tobias Pötzelsberger, der die ZiBs zu Mittag moderierte, ist schon einige Tage „in Freiheit“. Und erzählt rückblickend: „Die Isolation war durchaus intensiv und arbeitsreich. Insofern ist die Zeit schnell vergangen. Wir wurden gut umsorgt  und ich bin ja eh mit der Einstellung reingegangen, dass es sicher ein wenig ,schräg‘ sein wird, wenn man in der Arbeit schläft. Es war ein bissl wie Camping, aber drinnen.“ Geschlafen wurde etwa in den Garderoben.

ORF III

Auch beim Info- und Kulturspartensender beendet das Team um Reiner Reitsamer (ORF III Aktuell) heute die Isolationsmaßnahmen. ORF-III-Geschäftsführer Peter Schöber plagen indes andere Sorgen: Ein adäquates Ersatzprogramm für die Kulturübertragungen, die entfallen (etwa Grafenegg, Mörbisch, St. Margarethen), muss her. „Wir werden versuchen, weiterhin auf das Bedürfnis unseres Publikums an Live-Kultur bestmöglich einzugehen und in intensiver Zusammenarbeit mit den einzelnen Bundesländern und Kulturbühnen ein Alternativangebot zum ausfallenden Festival-Sommer zu erstellen“, erklärt der Senderboss. Wie es derzeit schon mit der Live-Reihe „Wir spielen für Österreich“ geschieht - nächster Termin am 3. Mai, diesmal mit den Vereinigten Bühnen Wien aus dem Großen Sendesaal des RadioKulturhauses und Musical-Stars wie Maya Hakvoort, Drew Sarich, Mark Seibert, Thomas Borchert und Lukas Perman.

Außerdem verrät Schöber: "Im Bereich Kleinkunst versuchen wir ebenfalls den Künstlerinnen und Künstlern, die derzeit ohne Engagements sind, mit zwei bis drei neuen Formaten eine Plattform in dieser schwierigen Zeit zu bieten."

Heinz Fischer mit Georg Riha: Start der Reihe am 30. April um 20.15 Uhr auf ORF III
Heinz Fischer mit Georg Riha: Start der Reihe am 30. April um 20.15 Uhr auf ORF III © ORF

Am 30. April startet um 20.15 Uhr ein Herzensprojekt von Schöber, nämlich der Vierteiler „Heinz Fischer: Über Österreich“, eine filmische Landvermessung.
„Die vierte Staffel ‚Über Österreich‘ ist ein weiterer Meilenstein im dokumentarischen Schaffen von Filmemacher Georg Riha und bildet gleichzeitig den Auftakt unseres mehrwöchigen ORF-III-Schwerpunkts rund um 75 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg und Gründung der Zweiten Republik  sowie 65 Jahre Staatsvertrag. Es freut mich, dass wir mit Altbundespräsident Heinz Fischer einen Protagonisten gewinnen konnten, der die Geschichte unseres Landes nicht nur selbst maßgeblich mitgestaltete und prägte, sondern der als bekennender Naturfreund auch genau der richtige ist, um den Österreicherinnen und Österreichern die Schönheit unseres Landes aus der Vogelperspektive zu zeigen“, sagt  Peter Schöber. Denn: „Nach der Sport-Ikone Franz Klammer war es uns ein Anliegen, insbesondere im Zuge des 75. Republiksjubiläums, jemanden zu finden, der ein wesentlicher Zeitzeuge der Geschichte der Republik ist!"