Der zweite „Tatort“ innerhalb eines Monats mit Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) bewirkt, dass man die beiden Alphaweibchen langsam als Team wahrnimmt. Als eines, das kämpferisch, risikoreich und eingeschworen agiert. Noch eines eint die beiden: Sie stehen auf den gleichen Mann (Daniel Donskoy). Problemzone im Plot: Mit einer der Ermittlerinnen ist er verheiratet, mit der anderen schmust er – heimlich. Irgendwo haben auch starke Frauen ihre Schwächen – so lautet die übergeordnete, nicht nachvollziehbare Erzählung des „Tatort“-Teambuilding-Prozesses.

Zum neuen nicht minder packenden Fall „National feminin“ aus Göttingen: Eine Studentin (Emilia Schüle) wird ermordet im Wald aufgefunden. Sie hatte eine Liebesbeziehung mit ihrer früher linken, nun rechten Dozentin (Jenny Schily), die gerade auf dem Sprung in den Bundesverfassungsgerichtshof ist.

Das Opfer war so etwas wie das Postergirl der „Neuen Bewegung“ – einer rechten Jus-Truppe, die jung, urban, netzaffin daherkommt und dabei extrem faschistisch ist. Auf ihrem Youtube-Kanal hat sie sich provokant als "Tochter Europas" stilisiert, als Diese Milieu-Skizzen über den Hipster-Faschismus am rechten akademischen Rand und wie die angeblichen Freunde des Opfers ihren Tod im Internet propagandistisch ausnützen, sind die besten Momente in diesem Femizid-„Tatort“, der leider an manchen Stellen viel zu dick aufträgt.