Es begann wie eine heimliche Liebschaft, das offizielle Coming-out konnte aber prominenter gar nicht sein: In der Sendung von Stephen Colbert, die als wichtigste US-Late-Night-Fernsehshow gilt, wurde "Better Oblivion Community Center" vor ein paar Tagen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die Band mit dem schwer zu merkenden Namen ist das Ding von Phoebe Bridgers und Conor Oberst, und das amerikanische Duo wird bereits als neues Traumpaar des Indie-Folk/Pop bezeichnet.

Conor Oberst (38) wird seit gut 15 Jahren als introvertierter Songwriter geliebt und verehrt. Seine Mission - vor allem als Kopf der Band "Bright Eyes" - ist die Neu-Deutung von Country und Folk, dabei ist er ständig auf der Suche nach einer besseren Welt. Mit Phoebe Bridgers hat er eine kongeniale musikalische Partnerin gefunden. Auch die 24-Jährige hat ihre ersten Lieder bereits im Teenie-Alter geschrieben und beeindruckt mit musikalischen Ideen - zumeist akustisch, sie kann aber auch härtere Gitarren-Riffs anschlagen.

Das Album von Oberst und Bridgers ist das überraschende Resultat von mehreren Jam-Sessions in Los Angeles. Die Chemie stimmt, beide singen wie mit einer Stimme, werfen sich in berückenden Wechselgesängen die Verse zu. Singer/Songwriter-Pop: mal euphorisch, mal depressiv. Der Hit "Dylan Thomas" ist nach dem walisischen Dichter benannt. Im Video tragen Leute Augenbinden und Brillen - ein Sinnbild dafür, dass wir unsere Blicke sich zunehmend von der Realität abwenden? Und was soll eigentlich der lange Bandname (frei übersetzt: Besseres vergessenes Gemeinschaftszentrum) ? "Ich liebe den Sound der Wörter", hat Oberst dem New Musical Express gesagt. "Es hat etwas Mysteriöses und Positives zugleich - die Community."

Das nicht einmal 40 Minuten lange Album gibt es vorerst nur im Online-Stream, ab 22. Februar kommt es auch als Vinyl und CD auf den Markt. Im Frühjahr reist das spannende Folk/Rock-Duo mitsamt Band auch für einige Live-Shows nach Europa.

Und diese Bands und Songs machen auch noch Freude

Deerhunter: Die US-Indie-Rock-Band mit treuer Fangemeinde hat ihr bereits achtes Album veröffentlicht ("Why Hasn't Everything Already Disappeared?"). Anspiel-Tipp: "Death in Midsummer".

Pippa: Schauspielerin Pippa Galli veröffentlicht "Superland". Leichtfüßiger Pop aus Wien (Lotterlabel), bei der Umsetzung geholfen haben Herwig "Fuzzman" Zamernik und Hans Wagner (Das Trojanische Pferd). So klingt "Riesenrad", Videodreh im Prater:

Steve Mason: Britpop aus dem Vollen geschöpft. Der Schotte und Ex-Frontman der "Beta Band" (genial, aber leider von einem breiteren Publikum nie verstanden) legt sein viertes Solo-Album vor ("About The Light"). Macht Spaß.

The Sha La Das: Boy Group aus New York, eine Mischung aus Beach Boys und Delfonics. Doo-Wop, Blues & Soul, neueste Entdeckung des besten Retrosound-Labels der Welt (Daptone). Zurücklehnen, von Harmonien umspülen lassen - und abheben!