Endlich, im coronabedingt dritten Anlauf, kann „impuls“ ab Montag über die Bühne gehen. Das Festival für Neue Musik mitsamt der gleichzeitigen Akademie versammelt 150 Teilnehmende für zwei Wochen in Graz. Im Zentrum der biennalen Austragung steht der Lern- und Erprobungsprozess. Die namhaftesten Köpfe der zeitgenössischen Musik wie die Komponisten Beat Furrer, Mark Andre oder Klaus Lang bieten jungen Musikern und Komponistinnen als Tutoren wichtiges Feedback im Findungsprozess der eigenen Klangsprache. Das in Graz beheimatete Schallfeld Ensemble und das Wiener Black Page Orchestra sind dabei die Ensembles in Residence.

„Heuer gibt es zudem viele Spezialprogramme auch außerhalb der konventionellen Aufführungssituationen“, sagt die künstlerische Leiterin Ute Pinter. Kurse wie „Konzeptmusik“ unter der Leitung von Peter Ablinger, „Instant Composing“ mit Carola Bauckholt oder „Machine Learning“ mit Artemi-Maria Gioti loten performative, intermediale, elektronische Kompositionstechniken jenseits der traditionellen Notations- und Aufführungsformen aus. Präsentiert werden die aktuellsten ästhetischen Tendenzen in einer Vielzahl an Konzerten.

Das Eröffnungskonzert in der List-Halle wird zum ersten Mal von Bas Wiegers dirigiert. Eine Jury wählte Werke von fünf Nachwuchskomponisten aus, die von einem der renommiertesten Klangkörper für Neue Musik, dem Klangforum Wien, zur Uraufführung gebracht werden. Die Stücke von Ole Hübner, Alexander Kaiser, Emre Sihan Kaleli, Sonja Mutić und Yiqing Zhu sind grundlegend unterschiedlich angelegt, ihnen gemein ist aber der Einsatz von viel Elektronik.

So zum Beispiel auch in „Feed Me!“, dem Stück für verstärktes Ensemble und Elektronik von Alexander Kaiser. Es ist ein schnelles, aus vielen Linien übereinander geschachteltes Stück mit Anklängen an Hardcore- und Free-Jazz-Elementen. Der in Wien lebende Südtiroler Komponist hat einen Weg gefunden, verschiedene, ihn seit seiner Jugend beeinflussende Musikrichtungen wie Drum and Bass, Indie, Noise und eben Hardcore-Punk oder Jazz in seine Stücke zu integrieren. Das geschieht aber nicht im Sinne von Crossover mit konkreten Zitaten, sondern als eine Art davon vermittelte Energie. „Mich interessiert, Existierendes aus dem Kontext zu reißen, in Unordnung zu bringen und neu zu kontextualisieren“, sagt der 36-jährige Kaiser.

Mit der Eröffnung von „impuls“ fällt am Montag der Startschuss für zwei intensive Wochen voller Konzerte, Workshops und Vorträge, die für junge Kunstschaffende die wichtige und seltene Gelegenheit bieten, ihre Werke mit den angesehensten Ensembleformationen für Neue Musik zu erarbeiten und zur Diskussion zu stellen.